Freitag, 7. Dezember 2012
Erfolgsmodell zum Nulltarif
Dass Österreich international irgendwo die Nase vorn hat, ist selten genug der Fall. Darum ist es erfreulich zu hören, dass unser kleines Land in Sachen gentechnikfreie Landwirtschaft und Produktion von Lebensmitteln ohne Einsatz von Gentechnik in Europa als Vorbild gilt.
Flächendeckend gentechnikfreie Milcherzeugung, Eier- und Geflügelproduktion und bald wohl auch Erzeugung von Schweinefleisch gibt es in keinem anderen europäischen Land.
Umso befremdlicher ist, dass es nicht gelingt, das auch entsprechend zu vermarkten, ja, dass nicht einmal der Versuch dazu unternommen wird. Während sich Politik und Handel als Vorreiter auf die Schultern klopfen lassen, bleiben vor allem die Bauern auf der Strecke. Den Landwirten wurde bei der Umstellung ihrer Betriebszweige zwar immer versprochen, dass ihnen die Mehrkosten für das teurere Futter und die zusätzlichen Kontrollen abgegolten werden. In der Realität erwiesen sich diese Versprechungen zumeist aber sehr schnell als Luftblasen. Und so müssen sie zur Kenntnis nehmen, dass sie oft und zum guten Teil auf ihren Mehrkosten sitzen bleiben.
Wenn der Wunsch der Konsumenten nach gentechnikfrei erzeugten Lebensmitteln tatsächlich so groß ist und diese Produkte so besonders wertvoll sind, wie es allerorten heißt, dann ist nicht einzusehen, dass die gentechnikfrei erzeugten Waren nicht mit entsprechendem Nachdruck und entsprechenden Preisaufschlägen vermarktet werden. Das mag nicht immer leicht sein. Zu fordern ist es dennoch. Denn es kann nicht sein, dass eine der größten Profilierungsmöglichkeiten und damit Zukunftschancen der heimischen Landwirtschaft quasi zum Nulltarif verschleudert wird.
Salzburger Nachrichten - Kommentar Wirtschaft, 7. Dezember 2012
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