Die Aufregung in der Bauernschaft war eine Große als
kürzlich Andreas Schieder, SP-Klubchef im Parlament, in einem Zeitungsinterview
ganz salopp eine Umschichtung des EU-Budgets forderte. "Weniger Geld für
Kühe, mehr für Infrastruktur", meinte er, dann könne die EU den Brexit,
den Austritt Großbritanniens aus der EU, und ihre Krise bewältigen.
"Unqualifizierter Senf" schallte es umgehend von
Bauernseite her und man gab sich tobend.
Man versteht's, aber man wird sich wohl daran gewöhnen
müssen. Es zeichnet sich schon lange ab, dass der Wind für die Bauern ein
scharfer wird.
Da war in den vergangenen Wochen ja nicht nur Schieder. Da
war auch der unsägliche Zucker-Schwerpunkt im ORF, der weit über alle bisher
bekannten Grenzen ging und den Süßstoff gar mit Heroin verglich.
Und das wird noch nicht alles gewesen sein. Was noch alles
kommen wird, zeigt sich schon seit geraumer Zeit in Deutschland. Dort machte
etwa die SPD-Umweltministerin einen auf Agrarminister und ließ Bauernregeln wie
"Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein"
oder "Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm"
großflächig plakatieren. Zeitungen und Zeitschriften sind voll mit kritischen
Berichten zur Landwirtschaft und im Fernsehen wird auf allen Kanälen der Sinn
von Fördergeldern hinterfragt.
Hinter all dem, was die Bauern seit Wochen und Monaten
erleben, stehen politische und auch wirtschaftliche Ziele und Interessen.
Parteien wollen daraus Nutzen ziehen, und Unternehmen auch, ist doch die
Beschädigung des einen immer auch ein Geschäft für einen anderen. Im besten Fall
geht es um Umweltanliegen, zumeist geht es aber um Wählerstimmen, ums Geschäft
und um Verteilungskämpfe.
Die prekäre Situation der öffentlichen Kassen im allgemeinen
und der Brexit im Besonderen, der ein riesiges Loch in die Brüsseler Kassen
reißen wird, sorgen für Unruhe und werden von Vielen als Gelegenheit gesehen,
ihre Interessen durchzusetzen.
Dass man die Bauern im Visier hat, ist nur zu logisch. Trotz
engagierter und oft rührender Gegenwehr, wurden die Festung Landwirtschaft in
den vergangenen Jahren nachgerade sturmreif geschossen. Die Produktionsweise
geriet in Kritik, der finanzielle Aufwand, die Lauterkeit und die
Glaubwürdigkeit sowieso.
Gerade die Agrargelder sind einfach zu verlockend. Diese
Summen eignen sich hervorragend um damit Neidgelüste zu schüren. Da kann die
Landwirtschaft noch so lange erklären, warum die so hoch sind, sie wird kaum
durchkommen damit, auch wenn sie die Fakten auf ihrer Seite hat.
Das ist in Brüssel so und das ist auch in Wien so. Da gibt
es nicht nur Schieder und die Sozialdemokraten. Da gibt es auch Einrichtungen
wie die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer oder die Gemeinden, die gerne
mehr vor allem von den Geldern für Ländliche Entwicklung hätten.
Und auch die Bauern können Schieder. Auch sie schüren
zuweilen nach Kräften und lustvoll den Neid. Diesfalls freilich untereinander,
aber zumeist ebenso frei von Fakten und Zusammenhängen, aber mit ähnlichen
Motiven, wie das der SP-Politiker tut. Hauptsache, man bekommt etwas vom
Kuchen.
Was auf die Bauern zukommt, lässt ein Beschluss der oö.
Landwirtschaftskammer erahnen. Für die künftige EU-Agrarpolitik fordert man
dort eine Differenzierung der Direktzahlungen zwischen Tierhaltern und
Nicht-Tierhaltern.
Der Krach ist wohl programmiert. Das ist Sprengstoff pur.
Selbstgemacht von Bauernhand und ganz ohne Schieder.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 30. März 2017
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