Zuweilen wirkt
es, als hätten es sich die heimischen Lebensmittelketten, aber auch manche
Lebensmittelverarbeiter in den vergangenen Jahren zum Spaß gemacht, die
Anforderungen an die Bauern für ihre Qualitätsprogramme, respektive das was sie
dafür halten, immer höher zu schrauben.
Mittlerweile
fühlen sich viele Bauern in einem regelrechten Wettlauf gefangen. Wenn die eine
Handelskette das verlangt, dann lässt sich die andere gleich etwas Zusätzliches
einfallen. Bei den Verarbeitern ist das nicht anders, ist doch Applaus in
Zeitungen, Funk und Fernsehen, von der Seitenblicke-Gesellschaft und
selbsternannten Weltrettern immer sicher, bedient man doch damit perfekt, was
sich die Gesellschaft angeblich wünscht - Tierwohl, Rettung der Umwelt und eine
Landwirtschaft, wie man sie aus den Schulbüchern und von der Oma kennt.
Auch wenn man
sich in Handel und Politik gerne darauf beruft, damit auch auf „unsere Bauern“
zu schauen, tut man oft genau das damit genau das Gegenteil davon – man macht
das Geschäft der Großen. Denn mit all den Vorschriften und Auflagen arbeitet
man immer auch nolens volens eher einer groß strukturierten und auch
industriellen Landwirtschaft sehr viel eher in die Hände, als dass man damit
die kleinen Bauern (und damit auch die kleinstrukturierte Landwirtschaft)
Chancen eröffnet und sie schützt. Denn gerade Landwirte mit wenig Flächen in
zudem oft auch noch schwierigen Lagen, mit geringen Tierzahlen und ohne
Fremdarbeitskräfte kommen finanziell und organisatorisch angesichts all der oft
kostspieligen und aufwändigen Auflagen sehr viel schneller an ihren Grenzen,
als Großbetriebe. Denn die tun sich leichter, all die Anforderungen zu
bewältigen.
Der Aufstand der
Osttiroler Bauern gegen den Diskonter Hofer, der von seinen Zurück zum
Ursprung-Biomilchlieferanten die ganzjährige Weidehaltung der Kühe und ab 2022
Laufställe verlangt, brachte das Problem endlich in die breite Öffentlichkeit.
Es wäre zu
wünschen, dass damit ein Wendepunkt markiert ist und ein Nachdenkprozess in
Gang kommt. Denn der ist nicht nur bei manchen Eigenprogrammen des Handels und
der Verarbeiter nötig, sondern auch auf vielen anderen Ebenen der Agrar- und
Umweltpolitik.
Nicht ohne Grund
geht in vielen, vor allem in bäuerlich geführten Betrieben, die Angst um, dass
ihnen das immer engere Vorschriften- und Auflagenkorsett die Luft zum Leben
nimmt. Der Bogen reicht von den vom immer restriktiveren und sachlich oft nicht
mehr nachvollziehbare Umgang mit Themen wie Pflanzenschutz und Tierwohl, über
Umweltauflagen bis hin zum Thema Genschere. Man verteuert die Produktion,
verschlechtert damit die eigene Wettbewerbsposition und verzichtet auf neue
Technologien.
In vielen
Bereichen ist man nicht nur in Österreich, sondern auch ganz Europa dabei, sich
auf diese Weise selbst aus den Märkten zu schießen und sich damit nicht nur die
Versorgungssicherheit, sondern auch die Möglichkeit, die Dinge selbst zu
beeinflussen und zu gestalten, aus der Hand zu nehmen zu lassen.
Ganz abgesehen
davon, dass man damit die kleinstrukturierte und flächendeckende Landwirtschaft
und ihre über Jahrhunderte funktionierenden Strukturen in den Ruin treibt.
Gmeiner meint - Blick ins Land1/19 - 3. Jänner 2019
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