Man fühlt sich
missverstanden, verfolgt und vermisst die Wertschätzung. Oft durchaus zurecht.
Die Stimmung, die gegen die Bauern gemacht wird, ist in der Tat oft
unerträglich. Aber sind die anderen wirklich immer so ungerecht und machen die
Bauern wirklich immer alles richtig? Oder könnte die Gesellschaft nicht auch
den Bauern vorhalten, dass sie sich missverstanden fühlt und dass sie
Verständnis vermisst?
Die Bauern macht
das immer noch hilflos. Das mag an vielem liegen, ganz sicher aber wohl auch
dran, dass man immer noch sehr schwammig ist in der Argumentation und in der
Begrifflichkeit.
Über Themen wie
Pflanzenschutz, Düngung oder Tierwohl, die die Gesellschaft beschäftigen,
versucht man sich etwa gerne drüberzuschwindeln. Oft wohl vor allem, um sich
selbst zu beruhigen. Dazu passt, dass man bis heute Begriffe verwendet, bei
denen man zumeist nur darauf spekuliert, dass sie gute Stimmung machen, von
denen man aber nicht wirklich sagen kann, worin ihr Wert steht. Der „bäuerliche
Familienbetrieb“ ist so einer. Was macht so einen Familienbetrieb wirklich aus?
Warum soll der besser sein? Wie groß darf er sein? Was gehört sonst dazu? Man
weiß es nicht.
Nicht anders
verhält es sich mit dem Begriff „Regionalität“, der vor ein paar Jahren in die
Schlacht geworfen wurde. Wo fängt diese Regionalität an, wo hört sie auf? Was
soll daran besonders sein? Und wieso soll das gar das neue Bio sein? Um
Antworten drückt man sich.
Gerne
argumentiert man auch damit, dass Österreichs Agrarbetriebe im internationalen
Vergleich klein sind. Also können sie nur gut sein, soll deswegen die
nicht-agrarische Öffentlichkeit automatisch glauben. Gut, 90 Prozent nehmen an
Umweltprogrammen teil. Aber was hat das mit der Größe zu tun oder damit, dass
auch bei uns in vielen Sparten die gleichen Produktionsverfahren eingesetzt
werden, wie anderswo auch?
Das kann sehr
schmerzhaft sein. Es ist aber wohl auch sehr notwendig. Und wohl der einzige
Weg, um im Rendezvous mit der Wirklichkeit zu bestehen.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 4/April 2019
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