Samstag, 2. Januar 2021

Einkommen der Bauern legten 2020 zu

Für Rinder-, Schweine- und Kartoffelbauern war 2020 zum Vergessen. Ansonsten kam die Landwirtschaft gut mit der Coronakrise zurecht.

Hans Gmeiner 

Salzburg. „Abgesehen von den Fleischerzeugern, die richtig hart getroffen wurden, war 2020 trotz allem ein überraschend gutes Jahr für die Landwirtschaft.“ Selbst Franz Sinabell, Ökonom und Agrarexperte am Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo), ist überrascht, wie gut die Bauern durch das Coronajahr 2020 kamen. Laut einer ersten Schätzung von Statistik Austria legten die Bauerneinkommen je Arbeitskraft um real 4,8 Prozent zu, liegen aber damit immer noch auf dem Niveau von 2010. Damit konnte aber zumindest ein Teil der Einbußen der beiden vorangegangenen Jahre wettgemacht werden, in denen es Rückgänge von jeweils knapp sechs Prozent gab. Unverändert hoch ist freilich nach wie vor der Anteil öffentlicher Gelder am Einkommen der Bauern. Sie lagen mit rund 1,5 Mrd. Euro um 0,6 Prozent höher als im Jahr zuvor und machen rund 55 Prozent der gesamten Bauerneinkommen aus.

Der Gesamtproduktionswert der österreichischen Landwirtschaft ist laut Statistik Austria um 2,9 Prozent auf 7,7 Mrd. Euro gestiegen. Der Zuwachs kam vor allem von den Feldern. „Die Trockenheit blieb aus, die Ernten bei den meisten Feldfrüchten, bei Obst und bei Wein waren sehr gut“, sagt Sinabell. Dazu kamen auch durchwegs bessere Preise als in den vorangegangenen Jahren. Einzig die Kartoffelbauern mussten trotz einer deutlichen Steigerung der Produktion ein Minus von 24,5 Prozent hinnehmen, weil die Preise um ein Drittel zurückgingen. Bei den Gemüsebauern war ein Minus von 2,7 Prozent zu verzeichnen und bei den Zuckerrübenbauern waren es 0,3 Prozent weniger.

Auch für die Tierhalter lief das Coronajahr überraschend gut. Mit insgesamt rund 3,6 Mrd. Euro lag der Wert der tierischen Produktion um lediglich 0,8 Prozent unter den Vorjahreswerten. Dieses Ergebnis spiegelt die Realität nicht zur Gänze wider. Dass das Minus nicht deutlich höher ausfiel, ist einzig auf Zuwächse bei Milch, Geflügel und Eiern zurückzuführen. Bei Rindern hingegen rasselte der Produktionswert um 7,7 Prozent nach unten, bei Schweinen um 1,7 Prozent. Dort waren die Folgen der Lockdowns, vor allem der geschlossenen Gastronomie, ganz besonders stark zu spüren. Die Rinder- und Schweinebauern beziffern mittlerweile ihre Verluste durch die Coronakrise mit rund 150 Mill. Euro und fordern Hilfe vom Staat. Als Zulieferer an Gastronomie und Gewerbe gab es für sie bisher keine Hilfen.

Für Sinabell zeigen die Schwierigkeiten der Rinder- und Schweinebauern, wie zentral die Nachfrage für die Preise ist. „Wenn bestimmte Nachfragesegmente, wie die Gastronomie im Fall der Fleischproduktion, nicht funktionieren, schlägt das auf die Preise durch.“

Nicht so gut, wie oft vermutet wird, lief es nach Einschätzung Sinabells auch für die Direktvermarkter. „Es haben sicher nicht alle profitiert“, sagt der Wifo-Experte. „Viele haben zwar ihr Online-Angebot ausgebaut, auf den Märkten selbst hatten es die Bauern aber oft schwer, weil Kunden ausblieben.“

Nach Einschätzung des Agrarökonomen sind freilich nicht nur die Bauern, sondern auch die Konsumenten bisher gut durch die Krise gekommen. „Im März und April gab es echte Sorgen um die Versorgungssicherheit in Österreich“, sagt er. Die Bauern werden seither nicht müde, ihre Bedeutung zu betonen. „Wenn der Warenverkehr zum Erliegen gekommen wäre, hätte das alles, was wir seither erlebten, in den Schatten gestellt. Da wären die Regale auf einmal leer gewesen.“

Salzburger Nachrichten, Wirtschaft, 2. Jänner 2021

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