Freitag, 22. Januar 2021

Green Deal schmeckt den Bauern gar nicht

Hans Gmeiner  

Wien. „Wir sind auf jeden von euch angewiesen, um mit innovativen Ideen und dem Willen zu Veränderung den europäischen Green Deal auch für die Landwirtschaft zum Antriebsmotor zu machen.“ Nicht einmal die Tatsache, dass EU-Kommissar Johannes Hahn bei der diesjährigen Agrar-Wintertagung des Ökosozialen Forums die Bauern bei der Ehre zu nehmen versuchte, vermochte bei den heimischen Agrariern zu verfangen. Mit dem EU-Ökologisierungskonzept, das für die Landwirtschaft massive Beschränkungen bei der Nutzung der Flächen, aber auch bei Düngung und Pflanzenschutz bedeuten würde, kann man sich nicht so recht anfreunden. „Wir unterstützen den Green Deal ja grundsätzlich“, sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger bei der heuer online durchgeführten Tagung. „Aber wenn ich einerseits durch immer höhere Auflagen die Erzeugung beschränke, gleichzeitig aber das Mercosur-Freihandelsabkommen mit Südamerika abschließen will, wo nicht nach Düngung und Pflanzenschutz gefragt wird, dann geht sich das nicht aus.“ In der EU-Kommission wisse „anscheinend die linke Hand nicht, was die rechte tut“.

Noch deutlicher wurde Stephan Pernkopf, Präsident des Forums und Agrarlandesrat in Niederösterreich. „Der Green Deal verkennt die Zeichen der Zeit und schwächt die Selbstversorgung.“ Weniger Produktion in Europa bedeute mehr Importe aus anderen Erdteilen und damit auch eine höhere Umweltbelastung. Die Agrarproduktion in der EU würde laut einer Studie des US-Landwirtschaftsministeriums um zwölf Prozent, die Bauerneinkommen gar um 16 Prozent sinken.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 22. Jänner 2021

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