Die
Landwirtschaftsministerin war emotional wie selten. „Ideologie alleine wird
nicht reichen“ sagte sie bei der Präsentation der in ihrem Auftrag vom
Schweizer-Bio-Papst Urs Niggli erstellte Studie zur Stärkung der
Bio-Landwirtschaft in Österreich bis 2030 in Richtung der Bio-Austria-Chefin
und anderer Biobauern-Vertreter, die mit dem nicht zufrieden sind, was sich
beim neuen Öpul abzeichnet. „Allein
mehr Förderung und mehr Produktion kann nicht der Weg in die Zukunft sein“.
Gemeinsam mit dem Präsidenten der LK Österreich forderte sie einen „Gleichklang
von Produktion und Absatz“, sonst gehe das auf Kosten der Erzeugerpreise und
damit der bäuerlichen Betriebe.
Von Bio Austria und anderen Verbänden sind bisher
keinerlei Reaktionen auf die Studie, in deren Mittelpunkt die Stärkung der
Biobauern in der Wertschöpfungskette und der Vermarktung und die Absicherung
der Vorreiterrolle im Biobereichs steht, in der Öffentlichkeit überliefert.
Ganz anders war das zwei Tage darauf. Als die EU ihren Bio-Aktionsplan
veröffentlichte, waren Bio Austria aber auch die NGO in der Sekunde mit
Jubel-Reaktionen da.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber recht grün dürfte
man sich, namentlich die beiden Damen, nicht sein. Als Beobachter kann man nur hoffen, dass man einen
Weg zueinander findet. Denn Bio steht vor großen Herausforderungen. Alle Welt
redet von Bio, alle wollen Bio, alle machen Geschäfte mit Bio - aber die Bauern
drohen übrig zu bleiben.
In der Euphorie
übersieht man, dass auf den Bauernhöfen die Sorgen wachsen. Die Preise stehen
in vielen Bereichen unter Druck, der letzte Grüne Bericht wies sogar einen
Einkommensrückgang von zehn Prozent aus. Während Burgenlands
SP-Agrarlandesrätin den Ausbau der Bioflächen um fast ein Viertel auf 37
Prozent der gesamten Agrarfläche bejubelt, können sich die Biogetreidepreise
seit zwei Jahren nicht erfangen. Und in der Euphorie über Biomilch vergisst
man, dass inzwischen bereits weit mehr als 30 Prozent exportiert werden.
Noch funktioniert
das halbwegs. Vor allem weil die anderen EU-Staaten bei Bio weit
hinterherhinken. Was aber ist, wenn diese Staaten bald, wie es der EU-Bioaktionsplan
vorsieht, wie jetzt schon Österreich, zu gut einem Viertel Bio produzieren?
Wenn ein Land wie Polen, größtes Agrarland in der EU, den Bio-Anteil von 0,5
auf 25 Prozent steigert, oder Deutschland, unserer wichtigster Markt, Gas gibt?
Vor diesem Hintergrund
und auch vor dem Hintergrund, was im Lebensmittelhandel rund um Bio abgeht, ist
nur zu logisch, dass es für die heimischen Biobauern wichtiger ist, die
Entwicklung zu konsolidieren, als die Produktion weiter voranzutreiben. Zu
fragen ist, ob es darum gehen soll, die Produktion mit aller Gewalt weiter
auszubauen um sich weiter als „Europa-“ oder irgendein anderer Meister feiern
zu können und damit die Geschäfte jener zu machen, die Bio oft so Süßholz
raspelnd umschwirren. Oder ob es nicht vielmehr darum gehen sollte, den
Biobauern einen guten und ihnen zustehenden Platz in diesem Geschäft zu
sichern.
Angesichts der
Entwicklung auf den Märkten und dem was kommt, sollte wohl jedenfalls zunächst
einmal letzteres im Vordergrund stehen.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 1. April 2021
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