Mittwoch, 15. März 2023

Mühsamer Weg zu mehr Fairness

Bauern und Lieferanten und der Faktor Angst in der Lebensmittelkette.

Hans Gmeiner 

Wien. Gut 200 Anfragen, 21 Beschwerden, an denen tatsächlich etwas dran war, aber kein einziger Fall, der es bis vor die Bundeswettbewerbsbehörde schaffte – auf den ersten Blick fällt die Bilanz des vom Landwirtschaftsministerium vor Jahresfrist eingerichteten Fairness-Büros eher mager aus. Dennoch ist Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig mit der Ombudsstelle, die Bauern und anderen Lebensmittellieferanten im Kampf gegen unlautere Handelspraktiken im Lebensmittelhandel helfen soll, fürs Erste zufrieden. Das Büro sei ein großer Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit und Transparenz in der Lebensmittelkette, in der ein Kampf mit „ungleichen Waffen“ herrsche.

Noch scheint die Lage verzwickt. „Der beherrschende Faktor entlang der Lebensmittelkette ist die Angst“, sagt Johannes Abentung, Chef des Fairness-Büros. Da komme es schon vor, dass man sich mit den Hilfesuchenden sogar außerhalb des Büros treffen müsse. Viele Lieferanten, die Probleme haben, fürchten sich vor Konsequenzen der Handelsketten und wagen es nicht, in einem Verfahren ihren Namen offenzulegen. Damit freilich sind auch dem Fairness-Büro die Hände gebunden.

An Gewicht will das Fairness-Büro in Zukunft vor allem durch die Menge an gemeldeten Beschwerden gewinnen. „Je mehr Beschwerden gesammelt und dokumentiert werden, desto eher können Maßnahmen entwickelt werden, die Lieferanten stärken“, sagt Abentung. Auch für die Wettbewerbsbehörde werde man erst durch die Summe an Fällen interessant.

Beim Fairness-Büro suchen weniger die Bauern, sondern vor allem kleine mittelständische Unternehmen Hilfe. Dabei geht es meist darum, dass die Kosten für Aktionen auf die Lieferanten und Erzeuger abgewälzt werden, dass sich der Handel oft nicht an vertraglich vereinbarte Preisanpassungen hält und dass sehr schnell mit der Auslistung der Produkte gedroht wird, wenn man Forderungen stellt.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 15. März 2023

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