"Es gibt seit Jahrzehnten wissenschaftlichen Konsens darüber, dass der Klimawandel real ist und menschengemacht. Alles andere ist die Augen verschließen vor der Realität", sagen Klimaforscher. Von Experten, Leuten, die sich teilweise über Jahrzehnte intensiv mit dem Klima auseinandergesetzt haben, hört man nichts anders. Die Fakten könnten deutlicher nicht sein. Wir erleben gerade den heißesten September in der Geschichte. Gab es in Wien Mitte der Achtziger Jahre gerade einmal zwölf Hitzetage, über die man sich damals richtig freute, so sind es inzwischen an die 40 und die meisten leiden inzwischen darunter. Die vergangenen Jahre waren weltweit die wärmsten überhaupt. Und es wird, sagen alle Prognosen, wohl noch schlimmer. Viele Schadereignisse sind kaum mehr versicherbar, die Wirtschaft leidet und die Menschen sowieso. Selbst wir in Österreich bleiben, wir mussten es heuer bitter erleben, nicht verschont.
Die Fakten sind erdrückend, die Prognosen auch. Die Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel sind dennoch überschaubar. Es bedarf sehr viel mehr, um der Entwicklung gegenzusteuern, als das, was wir bisher getan haben. Und dennoch werden die Stimmen immer lauter, immer aggressiver und oft auch immer unverschämter, ungeduldiger und radikaler, die sagen, das alles sei eine Lüge, die die Veränderung des Klimas in Abrede stellen, die den Klimawandel leugnen und dahinter nichts anderes als ein Geschäftsmodell sehen, mit dem irgendjemand die Welt groß abzocken will.Von einem Konsens, von einem Ziehen an einem Strang scheint man mittlerweile weiter entfernt zu sein denn je. Weltweit, in Europa, aber auch in Österreich. Sehr viel eher ist das Gegenteil der Fall. Die Fronten scheinen sich zu verhärten. Es geht in eine falsche Richtung. Statt an wirksamen Maßnahmen zu arbeiten, macht sich auf beiden Seiten ein Klimapopulismus breit, der uns nicht weiterbringt. Das ist gefährlich und der notwendigen Sache nicht zuträglich. Vor allem wird es der Aufgabe nicht gerecht.
Populistische Parteien sind längst dabei sich des Themas zu bewältigen und damit ihre Spiele zu spielen und den Ton vorzugeben, dem sich auch die restlichen Partein nicht mehr entziehen mögen. Man denke nur den Schlingerkurs in Sachen Klimapolitik, den hierzulande die Volkspartei, aber auch die Sozialdemokraten unter ständigem Schielen auf Umfragen fahren. Und das gilt nicht nur für Österreich. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist es nicht anders.
Dass, wie schon bei Corona oder auch bei der Migration, nicht wenige Medien den Klimaschutz als Thema entdeckt haben, mit dem sich vorzügliche Auflage und Quoten machen lassen, macht die Sache nicht besser. Besser macht auch nicht, dass sich auch bei der Klimaschutzbewegung ein aktionistischer Populismus breitmacht, der zur Verhärtung der Fronten beiträgt und zum Auseinanderdriften der Gesellschaft beiträgt.
Es ist, als hätte man das Ziel, möglichst viele Menschen mitzunehmen und für die Sache Klimaschutz zu gewinnen, aus den Augen verloren. Ob die "Klimakleber" der Sache dienen, ist längst umstritten. Sehr wohl ist eher anzunehmen, was selbst der Chefredakteur eines Wiener Stadtmagazins so formulierte: "Ich glaube die 'Letzte Generation' demobilisiert die Klimabewegung." Er sei überzeugt, kommt er zum Schluss, "die Klimakleber-Proteste schaden, sie spalten, sie radikalisieren auch jene, die eigentlich für die gute Sache mobilisierbar wären".
Was wir erleben, verunsichert. Auch wenn die Fakten klar zu sein scheinen. Man versteht die Sorgen, die sich viele, vor allem junge Menschen, machen. Man versteht, dass sich bei ihnen Zukunftsängste breit machen und man lernt, dass es etwas gibt, was Ecological Grief genannt wird - Trauer um die Umwelt, die zur psychischen Belastung wird.
Man fragt sich in all dem Getöse, in dem der Klimaschutz unterzugehen droht, dennoch, was man von all dem halten soll. Nicht nur, weil man vielleicht hofft, mit einem bequemen Weg davonzukommen, sondern auch weil man nichts mit radikalen Forderungen zu tun haben möchte, sondern an faktenorientierte Lösungen glaubt.
Das ist fordernd. Das Schlimmste wäre wohl, wenn der Klimaschutz zwischen den politischen Fronten aufgerieben würde und dadurch Maßnahmen blockiert würden - und wenn kein Weg gefunden, sondern alle Bemühungen blockiert würden.
Und wenn man nicht wieder vom Klima-Populismus lässt. Auf der einen Seite und auf der anderen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen