Weil entsprechende Technologien fehlen, tut sich die Landwirtschaft mit den Klimazielen besonders schwer. Franz Sinabell vom Wifo hat einen Vorschlag für einen Ausweg.
Hans GmeinerWien. Die Landwirtschaft hat mit den Klimazielen zu kämpfen wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 2005 um 48 Prozent gesenkt werden. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass Österreichs Landwirtschaft wahrscheinlich aber nur Einsparungen in der Größenordnung von acht bis neun Prozent schaffen wird“, sagt Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). „Die Landwirtschaft ist besser als viele andere Bereiche, aber seit Jahren gibt es kaum mehr Fortschritte bei der Reduzierung der Treibhausgase.“ Nach einem starken Rückgang in den Jahren 1990 bis 2002 um rund 14 Prozent, der vor allem auf die damalige Reduktion der Rinderbestände zurückzuführen ist, pendeln die Treibhausgasemissionen seither rund um sieben Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Das entspricht einen Anteil von rund zehn Prozent an den gesamten Emissionen.
Wie die Landwirtschaft das Ziel doch noch erreichen kann, ist nicht geklärt. „Man kann schon viel machen“, sagt Sinabell. „Aber das ist dann relativ teuer.“ Die Möglichkeiten reichen von Fütterungsoptimierung bei Wiederkäuern, verbessertem Düngermanagement, Abdeckung von Güllebehältern bis zur bodennahen Ausbringung von Gülle und einer Drosselung der Produktion. „Aber in der Landwirtschaft hat man derzeit schlicht keine Technologie, Nahrungsmittel zu erzeugen, ohne dass Treibhausgase entstehen“, sagt Sinabell. Darum sei es in kaum einem anderen Bereich so schwierig, die Treibhausgasemissionen zu senken.
„Mit neuen Technologien geht in vielen Bereichen sehr viel, wenn man nur an E-Autos oder Passivhäuser denkt, bei der Erzeugung von landwirtschaftlichen Gütern ist so etwas derzeit nicht möglich, weil es keine Alternativen gibt.“ In der Produktion sei man zum Großteil weiter auf fossile Energie angewiesen, weil es noch keine E-Traktoren gebe, oder in der Viehwirtschaft würden Treibhausgase, die bei der Verdauung entstehen, nicht zu verhindern sein, nennt Sinabell zwei Beispiele. Dazu kommt, dass die Bauern die Kosten selbst tragen müssen und auf öffentliche Unterstützung angewiesen sind. Anders als etwa die Industrie haben sie keine Möglichkeit, Investitionen in den Klimaschutz über den Verkauf von CO2-Zertifikaten zu finanzieren. „Der Bauer hat nur die Kosten, aber keine Vorteile“, sagt Sinabell.
Eine CO2-neutrale Landwirtschaft habe man bisher nicht einmal unter Laborbedingungen darstellen können, auch Bio sei nicht die Antwort, meint Sinabell. „Wenn man die produktspezifischen Emissionen auf den Liter Milch, das Kilogramm Getreide oder das Kilo Fleisch herunterbricht, sind die biologischen Produktionsformen nicht effizienter, weil die Erträge in der Biolandwirtschaft geringer sind und man auch dort auf fossile Energie angewiesen ist.“ Auch von einer Drosselung der Produktion hält der Wirtschaftsforscher wenig. „Es muss jedem klar sein, wirklich nachhaltig wäre Landwirtschaft nur, wenn sie nichts produziert.“ Das aber würde bedeuten, dass es nichts zu essen gäbe.
Wenn man davon ausgehe, dass die Konsumenten ihr Verhalten nicht ändern, habe es wenig Sinn, die Produktion in Österreich zu drosseln. Der Grund: „Die Bauern hier produzieren alles in allem relativ klimafreundlich“, sagt Sinabell. „Die Wiederkäuer etwa erzeugen weniger Methan als anderswo, weil sie zum Großteil mit Heu, Gras und Grassilage gefüttert werden und weil bei uns Zweinutzungsrinder eingesetzt werden.“ Das alles seien Dinge, die Österreich bei der Berechnung der produktspezifischen Treibhausgase eher gut aussteigen ließen. „Wenn wir also in Österreich die Agrarproduktion reduzieren, erreichen wir für das globale Klima wenig, weil die Produkte, die dann fehlen, von wo kommen, wo nicht so effizient produziert wird.“
Vor diesem Hintergrund schlägt Sinabell vor, sich von den bisherigen Gedankenmustern zu lösen und einen völlig neuen Weg einzuschlagen. „Als Ökonom meine ich, dass eher dort Maßnahmen gesetzt werden sollen, wo man sie für sein Geld am günstigsten bekommt und bereits jetzt entsprechende und effiziente Technologien zur Einsparung von Treibhausgasen vorhanden sind.“ Weil das Erreichen der Klimaziele in der Landwirtschaft sehr teuer und sehr schwierig sei, sei es sinnvoller, in anderen Sektoren nach zusätzlichen Möglichkeiten und Spielräumen zu suchen, um die Klimaziele zu erreichen. „Das heißt freilich nicht, dass die Landwirtschaft vom Auftrag, einen Beitrag zu Klimaschutz zu leisten, entbunden wird und die Bauern in Sachen Klima die Hände in den Schoß legen können“, warnt der Wirtschaftsforscher.
Diese Diskussion über das Thema muss erst begonnen werden. Wie sie ausgehen wird, steht in den Sternen. „Aber man sollte dennoch genau hinschauen, um zu verstehen, warum es die Landwirtschaft besonders schwer hat, die Klimaziele zu erreichen“, sagt Sinabell.
Wie die Landwirtschaft das Ziel doch noch erreichen kann, ist nicht geklärt. „Man kann schon viel machen“, sagt Sinabell. „Aber das ist dann relativ teuer.“ Die Möglichkeiten reichen von Fütterungsoptimierung bei Wiederkäuern, verbessertem Düngermanagement, Abdeckung von Güllebehältern bis zur bodennahen Ausbringung von Gülle und einer Drosselung der Produktion. „Aber in der Landwirtschaft hat man derzeit schlicht keine Technologie, Nahrungsmittel zu erzeugen, ohne dass Treibhausgase entstehen“, sagt Sinabell. Darum sei es in kaum einem anderen Bereich so schwierig, die Treibhausgasemissionen zu senken.
„Mit neuen Technologien geht in vielen Bereichen sehr viel, wenn man nur an E-Autos oder Passivhäuser denkt, bei der Erzeugung von landwirtschaftlichen Gütern ist so etwas derzeit nicht möglich, weil es keine Alternativen gibt.“ In der Produktion sei man zum Großteil weiter auf fossile Energie angewiesen, weil es noch keine E-Traktoren gebe, oder in der Viehwirtschaft würden Treibhausgase, die bei der Verdauung entstehen, nicht zu verhindern sein, nennt Sinabell zwei Beispiele. Dazu kommt, dass die Bauern die Kosten selbst tragen müssen und auf öffentliche Unterstützung angewiesen sind. Anders als etwa die Industrie haben sie keine Möglichkeit, Investitionen in den Klimaschutz über den Verkauf von CO2-Zertifikaten zu finanzieren. „Der Bauer hat nur die Kosten, aber keine Vorteile“, sagt Sinabell.
Eine CO2-neutrale Landwirtschaft habe man bisher nicht einmal unter Laborbedingungen darstellen können, auch Bio sei nicht die Antwort, meint Sinabell. „Wenn man die produktspezifischen Emissionen auf den Liter Milch, das Kilogramm Getreide oder das Kilo Fleisch herunterbricht, sind die biologischen Produktionsformen nicht effizienter, weil die Erträge in der Biolandwirtschaft geringer sind und man auch dort auf fossile Energie angewiesen ist.“ Auch von einer Drosselung der Produktion hält der Wirtschaftsforscher wenig. „Es muss jedem klar sein, wirklich nachhaltig wäre Landwirtschaft nur, wenn sie nichts produziert.“ Das aber würde bedeuten, dass es nichts zu essen gäbe.
Wenn man davon ausgehe, dass die Konsumenten ihr Verhalten nicht ändern, habe es wenig Sinn, die Produktion in Österreich zu drosseln. Der Grund: „Die Bauern hier produzieren alles in allem relativ klimafreundlich“, sagt Sinabell. „Die Wiederkäuer etwa erzeugen weniger Methan als anderswo, weil sie zum Großteil mit Heu, Gras und Grassilage gefüttert werden und weil bei uns Zweinutzungsrinder eingesetzt werden.“ Das alles seien Dinge, die Österreich bei der Berechnung der produktspezifischen Treibhausgase eher gut aussteigen ließen. „Wenn wir also in Österreich die Agrarproduktion reduzieren, erreichen wir für das globale Klima wenig, weil die Produkte, die dann fehlen, von wo kommen, wo nicht so effizient produziert wird.“
Vor diesem Hintergrund schlägt Sinabell vor, sich von den bisherigen Gedankenmustern zu lösen und einen völlig neuen Weg einzuschlagen. „Als Ökonom meine ich, dass eher dort Maßnahmen gesetzt werden sollen, wo man sie für sein Geld am günstigsten bekommt und bereits jetzt entsprechende und effiziente Technologien zur Einsparung von Treibhausgasen vorhanden sind.“ Weil das Erreichen der Klimaziele in der Landwirtschaft sehr teuer und sehr schwierig sei, sei es sinnvoller, in anderen Sektoren nach zusätzlichen Möglichkeiten und Spielräumen zu suchen, um die Klimaziele zu erreichen. „Das heißt freilich nicht, dass die Landwirtschaft vom Auftrag, einen Beitrag zu Klimaschutz zu leisten, entbunden wird und die Bauern in Sachen Klima die Hände in den Schoß legen können“, warnt der Wirtschaftsforscher.
Diese Diskussion über das Thema muss erst begonnen werden. Wie sie ausgehen wird, steht in den Sternen. „Aber man sollte dennoch genau hinschauen, um zu verstehen, warum es die Landwirtschaft besonders schwer hat, die Klimaziele zu erreichen“, sagt Sinabell.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 8. Jänner 2024
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