Salzburg. Seit Tagen sorgen die heimischen Bauern wieder für Schlagzeilen. Dass sich der größte Handelskonzern Spar nicht mit der zweitgrößten Molkerei des Landes NÖM über die Preise einigen kann und die Bauern daher die Belieferung eingestellt haben, lässt die Wogen hochgehen. Zugleich zeigt es strukturelle Probleme in der heimischen Landwirtschaft auf – und die gehören noch keineswegs der Vergangenheit an.
In keinem anderen Betriebszweig hörten in den vergangenen Jahren so viele Bäuerinnen und Bauern auf wie in der Milchwirtschaft. Allein in den elf Jahren seit 2013 ging die Zahl der heimischen Milchproduzenten um mehr als ein Drittel auf rund 22.400 zurück. Noch drastischer fällt der Vergleich mit der Mitte der 1990er-Jahre aus. Damals gab es noch mehr als 81.000 Milcherzeuger in Österreich. Der ständige Preisdruck, hohe Kosten, immer neue Auflagen und Probleme mit der Hofnachfolge sind die Hauptgründe dafür. Zugleich freilich ist auch die Betriebsgröße deutlich angewachsen.Ein Ende des viel beklagten „Bauernsterbens“ ist nicht in Sicht. Erst jüngst sorgte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts KeyQuest unter den Bauern für Aufsehen. Demnach wird in den nächsten zehn Jahren die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um weitere 15 Prozent zurückgehen. Die Zahl der Haupterwerbsbetriebe soll demnach sogar um 22 Prozent sinken.
Das hat laut Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts längst Folgen, auch über die persönlich Betroffenen hinaus: Laut Wifo hat sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Österreich in den vergangenen 50 Jahren von 3,6 Mill. auf 2,6 Mill. Hektar verkleinert, während die Wald- und Forstflächen von 2,9 Mill. auf 3,4 Mill. Hektar und die weder land- noch forstwirtschaftlich genutzten Flächen von 1,4 Mill. auf 2,4 Mill. Hektar wuchsen. Als Hauptgrund, aufzuhören, nennen Bauernn die fehlende wirtschaftliche Perspektive.
Salzburger Nachrichten - Seite 1, 31. Oktober 2024
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