Dienstag, 10. Februar 2009

Bauern hoffen auf weiche Landung





HANS GMEINER Wien (SN). In der Landwirtschaft kommt die Vorbereitung auf die Zeit nach 2013, nach dem Auslaufen der derzeitigen EU-Budgetperiode, langsam ins Rollen. Vor allem im Milchsektor versucht man schon jetzt eine „weiche Landung“ (wie es die heimischen Agrarpolitiker gerne nennen) in einer Zeit ohne Produktionsquoten zu sichern. Weil die Bedeutung des Fettgehalts der Milch bei der Bezahlung ab 1. April abnimmt und damit die Produktionsquoten leichter eingehalten werden können, bekommen die Bauern heuer insgesamt um rund 12,5 Mill. Euro mehr Milchgeld ausgezahlt.
Nächstes Jahr soll dann zusätzlich ein Milchpaket mit mehr als 50 Mill. Euro Hilfe bringen. Zusätzlich dazu wird in der Milchwirtschaft bereits jetzt mit Hochdruck an Kontingentierungsmodellen gearbeitet, die, ähnlich wie in der Zuckerwirtschaft, die Liefersicherheit für Bauern und Molkereien bringen sollen.
Was auf die Landwirtschaft nach 2013 noch zukommen wird, ist weniger klar. Fix ist lediglich, dass es vor allem ums Geld, um eine weitere Öffnung der Märkte und den Abbau von Exportsubventionen gehen wird. „Es gibt viele Stimmen, die der gemeinsamen Agrarpolitik im EU-Budget in Zukunft nicht mehr jene hohe Priorität einräumen wollen, die sie bisher hatte“, sagte Montag John Bensted-Smith von der EU-Generaldirektion Landwirtschaft bei der Agrar-Wintertagung in Wien. Auch die Aufteilung der Mittel werde „ein ganz heißes Thema“ werden.
Der EU-Experte, aber auch die anderen Referenten, ließen keinen Zweifel daran, dass für die Landwirtschaft der Druck, die Förderungen zu rechtfertigen, wachsen wird. Mit einem Kahlschlag rechnet aber auch er nicht. „Wir gehen davon aus, dass viele Instrumente auch in Zukunft erhalten werden.“
Bauernkammerpräsident Gerhard Wlodkowksi blickt dennoch mit Unbehagen nach Brüssel. „Landwirtschaft ist keine Schraubenfabrik, sondern etwas Besonderes, werden da doch Lebensmittel erzeugt.“
In Trübsal brauchen die Bauern dennoch nicht zu verfallen. Der Bedarf an Lebensmitteln soll bis 2050 um 80 Prozent wachsen. „Die Preise werden zwar stärker nach oben oder unter ausschlagen, aber im Schnitt höher als in den vergangenen Jahren bleiben“, erwarten die Experten unisono. Vielleicht ist auch das derzeitige Preistief bald vorbei. „In der zweiten Jahreshälfte wird es bei Getreide und Milch wieder aufwärts gehen“, sagte etwa Michael Schmitz von der Uni Gießen.
Wirtschaft / 10.02.2009 / Print

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