Sonntag, 20. Januar 2013
Kürzung trifft nicht nur Bauern
Agrarreform: Einsparungen könnten auch Konsumenten und Tourismus spüren
HANS GMEINER Berlin (SN). Die möglichen Folgen der EU-Agrarreform und die geplante Kürzung der Mittel sorgen bei den Bauern seit Monaten für Diskussion. „Wir brauchen jeden Cent“, betonten sie und ihre Vertreter auch am Freitag wieder bei der „Grünen Woche“ in Berlin. Die Auswirkungen der Reform der EU-Agrarpolitik für die Konsumenten spielt indes in der Öffentlichkeit keine Rolle. Dabei stellt sie den Verbrauchern nicht nur Einsparungen bei Steuergeldern und Preissenkungen, wie sie etwa bei Milch nach Auslaufen des Quotensystems erwartet werden, in Aussicht.
Vor allem könne eine überzogene Kürzung der Bauernförderung viel von dem unter Druck bringen, was in den vergangenen Jahren zu Österreichs Stärke in der Vermarktung von Lebensmitteln und in damit zusammenhängenden Wirtschaftszweigen geworden sei und was auch Konsumenten besonders schätzten, warnen nicht nur Bauernvertreter. „Wenn die Förderung für den biologischen Landbau gekürzt werden sollte, wird auch das Angebot reduziert werden“, nennt Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut ein Beispiel. Auch die Folgen des Strukturwandels sind nicht zu unterschätzen. Sinabell: „Gäbe es weniger Mittel für die Bergbauern, hätte das Folgen für den Tourismus, weil gewisse Gebiete dann nicht mehr für Aktivitäten zur Verfügung stünden.“
Michael Blass, ehemaliger Geschäftsführer des Fachverbands der Lebensmittelindustrie und seit Jahresbeginn Chef der AMA-Marketing, sieht das ähnlich. Seiner Ansicht nach brächte eine Einschränkung der Agrarförderung vor allem Qualität und Regionalität unter Druck.
Um die Versorgung im Allgemeinen bräuchte man sich nach Einschätzung beider Experten keine Sorgen machen. „Die Zahl der Bauern sinkt. Weil die Betriebe größer werden, bleibt aber die Produktion stabil,“ sagt Sinabell.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19. Jänner 2013
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