Es klingt gut und schlüssig und man kann sich sicher sein, dass man damit bei den Bauern jederzeit als Kämpfer für ihre Sache ankommt. Die Herkunftskennzeichnung sorgt in diesen Wochen für viele Schlagzeilen und schöne Bilder, die österreichische Landwirtschaftsministerin mit dem deutschen Neo-Landwirtschaftsminister inklusive. Allemal beeindruckend mag das sein, aber nicht wirklich ein Zeugnis davon, politisch erfolgreich zu sein in dieser Sache.
Seit Jahren wird dieses Thema
getrommelt. Die Fortschritte sind überschaubar geblieben. Eine brauchbare und
befriedigende Lebensmittelkennzeichnung hat man all die Jahre nicht wirklich
zuwege gebracht. Und das, obwohl man schon mehr als 30 Jahre dazu Zeit gehabt
hätte. So lange nämlich sitzt die Volkspartei und damit auch der Bauernbund in
der Regierung und damit an den Schalthebeln der Macht im Land. Und das, sei
betont, vor allem dank der Stimmen der Bauern. Nicht genug damit - mit dem
Landwirtschaftsministerium und dem Wirtschaftsministerium hat man zudem auch die
maßgeblichen Ministerien in der eigenen Partei-Hand.
Aber im Umgang mit den Schalthebeln
hapert es offenbar. Jedenfalls in Sachen Herkunftskennzeichnung. Schwer tut man
sich dabei nicht mit den politischen Mitbewerbern oder dem Koalitionspartner,
an dem man sich bei Bedarf gerne abputzt. Schwer tut man sich vor allem mit den
Kollegen in der eigenen Partei. Mit dem Wirtschaftsbund im Allgemeinen und den
Wirten und ihrer Vertretung im Besonderen. Die zeigen, man mag es kaum anders
nennen, den Bauern den gestreckten Mittelfinger. Einer „Sau“ werde es „relativ
wurscht“ sein „ob sie in Ungarn oder in Österreich auf einem Spaltenboden
stehe“, richtete erst jüngst der Wirte-Sprecher aus und brachte die
Schweinbauern damit auf die Barrikaden.
„Es ist völlig unverständlich, warum
sich da er Bauernbund und alle, die da was zu sagen haben von der Gastronomie
so gängeln lassen, wo die eh so viel aus den Corona-Töpfen bekommen haben“,
wundert sich mancher Beobachter.
Da kann man Grünen-Politikern gar nicht
verargen, wenn sie, wie der Landesrat Kaineder in Oberösterreich, genussvoll
darüber lästern, dass Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium
„Zuständigkeits-Ping-Pong“ spielen und die Herkunftskennzeichnung in der
Gastronomie damit verzögern. Und auch Polit-Dino Leo Steinbichler kann man
nicht verargen, wenn er das als Möglichkeit sieht via Volksbegehren wieder auf
der politische Bühne mitzuspielen.
Da drängt sich mitunter der Eindruck
auf, als betriebe man das Thema bloß, um von den wahren Problemen der
Landwirtschaft abzulenken, ähnlich wie bei den Streitereien mit dem Handel.
Denn, ob die Herkunftskennzeichnung wirklich dazu zählt, ist durchaus zu
hinterfragen. Zumal in einem Land, das 150 Prozent des Bedarfs an Milch und
Rindfleisch erzeugt und damit darauf angewiesen ist, dass man in den
Exportländern nicht auf ähnliche Ideen verfällt überall einen Herkunftsnachweis
zu verlangen.
Und man möge nicht außer Acht lassen,
dass in Österreich den Bauern, wie sie immer hören, durchaus gut dastehen im
EU-Vergleich. Und das, obwohl die Wirte so oft ausländisches Fleisch in ihrer
Schnitzelfritteuse haben.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 3. März 2020
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