100 Traktoren hätten es werden sollen, ganze elf sind es geworden und die Schlagzeilen, die man bekam, trieften von Häme. „Protest am Ballhausplatz war nur ein Protestchen“, war zu lesen, „Bauernprotest zündete nicht“ oder ganz harsch „Die Aktion wurde zum Rohrkrepierer“.
Die „Fahrt nach Wien“ zu der die FPÖ die heimischen Bauern
gerufen hat, um im Sog der deutschen Bauernproteste das Image etwas
aufzupäppeln wurde zu einem veritablen Flop. Bauern kamen kaum auf den
Ballhausplatz. „Lange war gar nicht so richtig klar, wogegen konkret
protestiert werden soll“ schrieb die Kronenzeitung, weil es eher mehr um
„Impfzwang“ und Weltverschwörungstheorien, um „Globalisten“ und den „heimlichen
WHO-Direktor Bill Gates“ und weniger um die Bauern ging.
Die Erklärungen, die man für das geringe Bauerninteresse
hatte, grenzten an Peinlichkeit und waren durchdrungen von
Verschwörungstheorien in denen man in dieser Partei immer gerne Zuflucht sucht,
wenn die Argumente ausgehen und man Schuldige braucht. „Einschüchterungen“ und
Drohungen mit AMA-Kontrollen hätten die Bauern abgehalten.
So ist es, wenn einem nichts mehr einfällt. Und es fügt sich
zu dem, was man fordert. „Ausstieg aus dem Green Deal“, „SV-Beiträge in
Krisenzeiten erlassen“, „Raus aus der Kostenfalle“, „Getreide-Importe aus der
Ukraine stoppen“, „AMA-Marketing-Beiträge abschaffen“ – ja, eh, aber mit
Verlaub, das fällt in die Kategorie „Freibier für alle“ oder dem Wunsch nach
dem sprichwörtlichen „warmen Eislutscher“. Mit der Realität, in der konkrete
Konzepte und Strategien gefragt sind, die politisch in einem Umfeld durchzubringen
sind, das den Bauern oft alles andere als gut gesinnt ist, hat das alles nichts
zu tun. Das sind nichts als hohle Phrasen, die den Bauern nicht weiterhelfen.
Mehr nicht.
Das alles zeigte vor allem, dass es die FPÖ nicht kann.
Sogar mit dem Organisieren von Protesten in einer ohnehin angespannten
Stimmung, die es eigentlich leicht machen sollte, tut man sich schwer. Da mag
man gar nicht dran denken was wäre, wenn es mit dieser Partei darum gehen
sollte etwas politisch umzusetzen, etwa in Brüssel.
Der Demo-Flop ist ein weiteres Beispiel dafür wie schwach
die Bauern-Opposition in Österreich ist. Man kann viel haben gegen den
VP-Bauernbund, aber alle, die sich gerne als die Retter der Bauern aufführen,
vertreten oft nichts als die Interessen einzelner Bauerngruppen oder jene von
Parteien, die bei den Bauern Stimmen fangen wollen. Mehr als laut schreien
können sie nicht. Und so etwawas wie schlüssige Konzepte, die den Bauern auch
in politischen Wirklichkeit helfen und praxistauglich sind, haben sie nicht.
Gut und unverzichtbar sind sie allenfalls, um den Bauernbund
und die Kammern fit zu halten. Vertrauen wollen ihnen die Bauern aber nicht.
Die „Fahrt nach Wien“ zeigte es. Bei ihnen hat blau Pause. Zumindest, was die
Vertretung ihrer Standesinteressen anlagt. Mehr aber wohl auch nicht. Da
sollten sich die ÖVP und ihr Bauernbund nicht zu sicher sein. Die Flop-„Fahrt
nach Wien“ und die Nationalratswahlen sind zwei Paar Schuhe. Schmiedlechner ist
nicht Kickl.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 1. Februar 2024
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