„Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut“ reimte Adelbert von Chamisso vor bald 200 Jahren in seiner Ballade „Das Riesenspielzeug“ über ein „Riesen-Fräulein“, das in ihr Tuch einpackt, was sie da sieht und es ihrem Vater präsentiert. „Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön“ schwärmt sie und zeigt ihm was sie auf den Feldern gefunden hat. Der Vater freilich war alles andere als erfreut. „Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn!“ fuhr er sie an und befahl ihre alles zurückzubringen.
Diese Ballade mag und mag ihren Sinn nicht
verlieren. Versuchung ist für viele immer noch riesengroß, die Landwirtschaft
als Spielwiese zu sehen und die Bauern als Spielzeug - für ihre ökonomischen
Interessen und natürlich auch für ihre politischen Interessen.
Für beides erlebte die heimische
Landwirtschaft in den vergangenen Wochen - wieder einmal -eindrückliche
Beispiele. Da ist zunächst die jüngste Volte des Handels, die für Ärger bei den
Bauern und für Proteste sorgte. Die heimische Putenmäster, die sich schon vor
Jahren darauf einigten, deutlich höhere Tierwohlstandards als im Ausland
einzuhalten, mussten wieder einmal zur Kenntnis nehmen, dass das dem Handel
herzlich egal ist. Dort hat man keine Scheu Billig-Putenfleisch aus
ausländischer Qual-Mast in die Regale zu legen, um gute Geschäfte zu machen.
So weit so schlecht. Und auch so wenig
überraschend, weil es immer wieder vorkommt.
Eine neue Dimension aber, die
Landwirtschaft als Spielzeug und Spielweise für eigene Interessen zu nutzen,
brachte der burgenländische Landeshauptmann ins Land. Da war zunächst einmal
die Geschichte mit den Übergangsfristen für die Spaltenböden in der Schweinehaltung,
die just er vor den Verfassungsgerichtshof brachte und mit der er die ohnehin
geplagte Schweinbranche noch mehr unter Druck brachte, als sie ohnehin schon
war. Aus Tierwohlgründen alleine wird das wohl nicht gewesen sein, auch wenn er
das noch so oft behaupten mag, noch dazu wo die Schweinehaltung im Burgenland
kaum Bedeutung hat. Ganz abgesehen davon, ob das, wenn er es schon deswegen für
notwendig hielt, überhaupt zu seinen Aufgaben gehört.
Aber das alleine war dem burgenländischen
Landeschef nicht genug. Erst vor wenigen Tagen ließ er mit der Ankündigung
aufhorchen, im Burgenland eine eigene Landes-Molkerei zu planen. Fixe
Absatzmöglichkeiten soll sie den Bauern bieten und Preisstabilität dazu. Die
Verwunderung war groß. Die Häme auch. Das Land als Molkerei-Betreiber? Da
braucht er nur in die Staaten östlich seines Landes zu schauen – dort hat man
schon vor geraumer Zeit erleben müssen, wie solche Vorhaben ausgehen. Ganz
abgesehen davon, dass sich die wenigen burgenländischen Milchbauern bei ihren
Molkereien dem Vernehmen nach ohnehin gut aufgehoben fühlen und keinen Sinn in
solchen Plänen sehen.
Um es auf den Punkt zu
bringen – all das ist nichts denn eine Zumutung. Eine dreiste noch dazu. Denn,
wie hieß es schon in der Ballade vom Riesen-Fräulein? „Der Bauer ist kein
Spielzeug, da sei uns Gott davor!“
Gmeiner meint - Blick ins Land 27. Februar 2024
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