Ich gestehe, ich bin hineingefallen. Was heißt hineingefallen, hineingeplumpst bin ich in die Werbe- und Marketingfalle, auf all das das Österreich-nachhaltig-regional-Verantwortungs-Getue, mit dem die Supermärkte die Konsumenten einseifen. Wie oft habe ich darüber geschrieben, die Supermärkte für ihre doppelbödige Strategie gegeißelt und dafür, wie sie mit billigen Marketingschmähs alles einnebeln, nur um sogar noch belobigt dafür möglichst unbehelligt in unser aller Brieftaschen zu greifen. Gar nicht zu reden davon, wie oft es mir die Zornesröte ins Gesicht trieb ob der Dreistigkeit mit der man die Bauern oft ausnutzt und mit ihnen ein unwürdiges Spiel treibt im Kampf um Marktanteile und Moneten. Wie man sich dreist als Schützer der Umwelt und des Klimas aufspielt, und da und dort gar meint, der Politik Vorgaben machen zu müssen.
Also, ich war in Eile, wollte noch schnell kurz vor
Geschäftsschluss, der Fleischhauer hatte schon zu, etwas zum Grillen
kaufen. Und ich habe mir gedacht, ein Lamm wäre wieder einmal nicht schlecht
zum. Die Verpackung war unauffällig. „Holzbauer – Tradition & Qualität“
stand groß drauf und „Lammkeulensteak zwei Stück – mariniert für Pfanne und
Grill“.
Daheim dann das Desaster. „Holzbauer“ war die ganz falsche
Fährte, mit Österreich hatte das gar nichts zu tun. Die zwei Lammkeulensteaks
kamen aus Neuseeland, noch dazu Auftauware - schlimmer geht’s nimmer.
Höchststrafe quasi. Mehr an Verhöhnung und Veräppelung geht nicht.
Klar, ich hätte genauer schauen sollen. Klar, meine Schuld.
Aber darum soll es nicht gehen.
Ich werde wohl nicht der einzige gewesen sein, dem es an
diesem Wochenende so gegangen ist. Hineingelegt von einer der Handelsketten,
ihnen regelrecht auf den Leim gegangen. Mit Bildern von braven Bauern, mit
sprechenden Schweinderln und schönen Höfen haben sie sich ein Vertrauen bei den
Konsumenten erschlichen, das sie nicht verdienen. Mitnichten ist ihnen die
heimische Landwirtschaft ein Anliegen. Und auch nicht das Klima, der Regenwald
und weiß Gott noch was alles, mit dem sie sich brüsten. Alles eine Fake-Welt,
eine Scheinwelt, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Das Schweinderl, der
Reichelt und die Weichselbraun und all die anderen, all die Bilder und all die
Slogans - einzig geschaffen dafür, die Konsumenten zu verführen und abzulenken.
Denn wie passen da Verkaufsaktionen für irische Butter dazu?
Mit „Mengenvorteil“ und „zum Einfrieren geeignet“. Der Schinken aus Südamerika?
Oder die Erdäpfel aus Ägypten? Dazu die „Dauer-Preisgarantien“ und
„Dauer-Preissenkungen“.
Oder die vielzitierten Erdbeeren im Winter, die von fernen
Kontinenten eingeflogen werden? Oder, weil es gerade aktuell ist, die Pläne mit
den Selbstbedienungsboxen? Wie passt da das satt rot-weiß-rote Österreich-Getue
dazu, das man so gerne vor sich herträgt?
„Wäre ich schon geimpft, würde mir das G’impfte aufgehen“
war auf Facebook zu lesen. Es wäre zu wünschen, dass das „G’impfte“ auch einmal
der Politik aufgeht. Es ist unerträglich und wird immer unerträglicher wie die
Handelsketten mit den Konsumenten und mit der Wahrheit spielen.
Sie sagen, sie tragen Verantwortung. Die Wahrheit ist –
einen Teufel tun sie.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 5. Mai 2021
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