Ostern gilt als Fest des Lebens und der Hoffnung. Und Hoffnung brauchen wir in Zeiten wie diesen alle. Vor allem braucht sie wohl die Jugend. Sie hat Träume, sie hat Pläne -und sie hat Hoffnungen. Sie hat das Leben vor sich. Seit langem hat keine Generation der 16-bis 25-Jährigen mit einem derart schwierigen Umfeld zurechtkommen müssen, mit so vielen Unwägbarkeiten und so viel Unsicherheit auch wie die derzeitige. Vor diesem Hintergrund können die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten Ö3-Jugendstudie, an der 28.000 junge Menschen teilnahmen, nachgerade verblüffen -und Hoffnung geben. Immerhin gaben dabei 86 Prozent der Teilnehmer an, in Österreich trotz Krisen und zunehmender Unsicherheit mit ihrem Leben zufrieden zu sein.
Dieser Wert ist beachtlich, zumal vor dem Hintergrund einer zerbröselnden Welt, der bedrohten Umwelt, der politisch so stürmischen Zeiten und der fortschreitenden Entsolidarisierung der Gesellschaft. Da hätte man mehr Angst erwartet und weniger Zuversicht und Zufriedenheit.Aber nein - man ist zuversichtlich. Dennoch. Zumindest der Großteil der jungen Menschen. Da könnten sich viele Ältere ein gutes Stück abschneiden davon. Man sieht sich weniger auf sich alleine gestellt als früher, man verbringt gerne Zeit mit Freunden und der Familie, rund die Hälfte der 16-bis 25-Jährigen ist in Vereinen aktiv, man hält was auf einen sicheren Arbeitsplatz, auf eine sinnvolle Tätigkeit, und man legt Wert darauf, in einem Team auf Augenhöhe zu arbeiten.
Dinge hingegen, die man der jungen Generation gerne vorhält, spielen offenbar gar nicht die Rolle, die man vermutet. Die Work-Life-Balance steht nur bei sechs von zehn ganz oben, für drei von zehn ist Home-Office besonders wichtig und nur 25 Prozent halten eine Vier-Tage-Woche für unerlässlich.
Das ist alles in allem, bei aller Relativierung, die bei Umfragen dieser Art notwendig ist, ein gutes Zeichen für die künftige Entwicklung des Landes und der Gesellschaft. Und es passt so gar nicht zum Bild, das sich die Erwachsenenwelt von der Jugend macht, die meist von den Adjektiven faul, leistungsfeindlich und weltfremd geprägt ist. Aber das gilt in diesem Land für die junge Generation schon aus Tradition. Seit Jahrzehnten. Immer wohl. Alleine das gibt Zuversicht, dass auch die aktuelle junge Generation mit all den Anforderungen, vor denen sie steht, zurechtkommen wird. Zumindest so, wie es andere vor ihr auch schon geschafft haben.
Freilich ist vieles im Wandel und vieles ist anders geworden in den vergangenen Jahren. Ob man das für gut hält, hängt wohl vom Standpunkt ab. Dass etwa, wie nach den NR-Wahlen im Herbst erhoben wurde, bei den 16-bis 34-Jährigen die FPÖ uneingeschränkt die Nase vorne hat, während die Grünen zuletzt in dieser Altersgruppe stark an Bedeutung verloren haben, kann man wohl dazu zählen. Sorgen kann auch machen, dass Jugendliche politischen Institutionen immer weniger vertrauen und nur mehr 44 Prozent meinen, dass das politische System in unserem Land gut funktioniert. Dazu passt, dass sich nur mehr rund ein Drittel der 16-bis 26-Jährigen gut im Parlament vertreten fühlen, um die Hälfte weniger als noch vor sieben Jahren. Und als Zeichen der Zeit kann einen auch besorgt machen, dass in der Ö3-Umfrage Themen wie Umwelt und Soziales praktisch keine Rolle spielten.
Und es gibt Schattenseiten, die man nicht übersehen darf. Jede und jeder Vierte der Befragten berichtet von einer schlechten psychischen Verfassung. Jeder kennt aus seinem Bekanntenkreis Fälle, in denen junge Menschen Schwierigkeiten haben, mit dem Leben zurechtzukommen, die kämpfen müssen, die in Schule und Beruf Probleme haben oder die in einem schwierigen familiären Umfeld aufwachsen müssen. Es gibt überall die Warnungen und Mahnrufe.
Aber bleiben wir dennoch optimistisch und voller österlicher Hoffnung -wahrscheinlich macht man sich um die jungen Menschen mehr Sorgen als notwendig. Zumindest wenn man sich an die neue Ö3-Jugend Studie hält. Es wird auch mit der jungen Generation weitergehen und es hat wohl schon schlimmere Zeiten gegeben.
Das entbindet Gesellschaft und Politik freilich nicht von der Verantwortung. In deren Mittelpunkt muss stehen, Chancen offenzuhalten, Möglichkeiten nicht zu verbauen und eine Zukunft ohne Altlasten aus der Vergangenheit zu ermöglichen.