Montag, 5. Januar 2015

Bauern machen gemeinsame Sache



Gemeinschaftsmaschinen und die Vergabe von Arbeiten an Lohnunternehmer sind auf den Höfen in Österreich kein Fremdwort mehr. Damit sollen die Kosten gesenkt werden.

Hans Gmeiner Salzburg. Der Leondinger Landwirt Franz Ransmayr und Thomas Schürz vom Maschinenring Eferding hatten es während der Weihnachtsfeiertage kaum ruhig. Seit Wochen arbeiten sie am Ankauf zweier neuer Maschinen für die Zuckerrübenernte für die knapp 100 Bauern, die sich im oberösterreichischen Zentralraum zwischen Linz und Wels zu einer Erntegemeinschaft zusammengeschlossen haben. Verhandlungen mit Vertretern der Hersteller da, Gespräche mit den bäuerlichen Mitgliedern dort. „Wir rechnen genau und wollen die Zustimmung aller Mitglieder“, sagt Ransmair, seit Jahren von den Bauern gewählter Obmann der Gemeinschaft. „Bei dem Geschäft geht es schließlich um viel Geld.“

Seit mehr als 20 Jahren ernten die Landwirte die Zuckerrüben, die sie jährlich auf rund 600 Hektar anbauen, gemeinsam und teilen sich die Kosten. „Anders wäre das heute kaum mehr zu machen“, sagt Ransmair.

Die österreichischen Bauern, denen man zuweilen eine Schwäche für neue und teure Traktoren sowie überdimensionale Maschinen nachsagt, legen immer öfter ihr Geld für den Ankauf von Traktoren und Geräten zusammen, um ihre Produktionskosten möglichst niedrig zu halten. Der Bogen der Kooperationsmodelle reicht von zwei oder drei Bauern, die die Maschinen gemeinsam kaufen und sich gegenseitig bei der Arbeit helfen, bis hin zu großen Maschinengemeinschaften. Das Ziel ist immer dasselbe: Man will moderne Technik möglichst günstig nutzen können. Im Bezirk Grieskirchen etwa hat der Maschinenring nicht weniger als 47 Traktor- und Maschinengemeinschaften mit mehr als 300 Bauern als Mitgliedern unter seinen Fittichen. Über 100 Maschinen nutzen sie gemeinsam. Im niederösterreichischen Zwettl sind es 140 Maschinen, die von den Bauern gemeinsam genutzt werden. Traktoren gehören genauso dazu wie Pflüge und andere Bodenbearbeitungsgeräte oder Geräte zur Gülleausbringung. „Derzeit ist die Gründung von Gemeinschaften für Geräte zur Holzbergung sehr aktuell“, sagt Josef Voraberger vom Maschinenring Grieskirchen, der in Oberösterreich als einer der Pioniere der gemeinsamen Mechanisierung in der Landwirtschaft gilt.

Die Traktoren und Geräte haben fixe Standorte bei Bauern. Dort werden sie gewartet und können von den Mitgliedern der Gemeinschaft geholt werden. „Telefonische Voranmeldung genügt in der Regel“, sagt Helmut Scherzer, Landeschef der Maschinenringe in Oberösterreich. „In manchen Gemeinschaften reserviert man die Maschinen aber bereits über einen Outlook-Kalender, in dem Anmeldungen ersichtlich sind und gewünschte Zeiten eingetragen werden.“

Ein leistungsstarker Traktor mit stufenlosem Getriebe und elektronischer Steuerung, der weit jenseits der 100.000 Euro kostet, würde sich bei 20 oder 30 Hektar Acker und Grünland, wie sie in vielen Regionen Österreichs üblich sind, kaum rechnen. „Wird er aber gemeinsam genutzt, dann kommt man auch auf entsprechende Betriebsstunden“, sagt Thomas Schürz. Dann rechne sich auch ein solcher Traktor gut.

Mit rund 50 Prozent beziffert Scherzer das Einsparungspotenzial, das die gemeinschaftliche Nutzung von Traktoren und Maschinen bei den Fixkosten bieten kann. Die Bauern verhalten sich dennoch sehr reserviert. Scherzer hat dafür eine einleuchtende Erklärung. „Gerade bei Erntearbeiten geht es nicht allein um möglichst geringe Kosten, sondern auch um die termingerechte Verfügbarkeit der Gerätschaften“, sagt er. „Erst wenn man für sich auch arbeitswirtschaftliche Vorteile sieht, ist man bereit für Maschinengemeinschaften.“ Ganz abgesehen davon, dass es auch zwischenmenschlich zwischen den Bauern stimmen muss.

Die Landwirte nutzen aber zunehmend auch andere Wege. Vor allem tierhaltende Betriebe lagern immer öfter ganze Produktionsschritte wie das Silieren von Gras oder Mais aus und vergeben sie an darauf spezialisierte Landwirte oder Lohnunternehmen, die über die entsprechend schlagkräftige Technik verfügen. Im Ackerbau werden vor allem Druscharbeiten an Spezialisten vergeben. Von diesem Trend profitieren auch landwirtschaftliche Lohnunternehmer. Die größten unter ihnen betreiben 25 bis 30 Mähdrescher oder zwölf bis 15 Traktoren mit entsprechenden Geräten, um den Bauern ihre Dienste anzubieten. „Die Nachfrage steigt“, sagt Scherzer, der auch den Verband der Lohnunternehmer betreut. Eine Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Keyquest für die Maschinenringe durchführte, ergab, dass fast zwei Drittel der Landwirte im Lauf des Jahres Fremdleistungen für ihren landwirtschaftlichen Betrieb zukaufen. Insgesamt werden dieser Umfrage zufolge rund sieben Prozent der Arbeiten fremd vergeben. Das entspricht einem Marktvolumen von knapp 330 Millionen Euro pro Jahr. Tendenz steigend. Laut Keyquest-Umfrage wächst der Markt für Fremdleistungen in der Landwirtschaft um vier Prozent jährlich.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 5. Jänner 2015

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