Als Statistik Austria vermeldete, dass die Bauerneinkommen im Corona-Jahr allen Problemen und Verwerfungen vor allem bei den Fleischerzeugern zum Trotz, angestiegen sind, gab es praktisch keine Reaktion von der Agrarpolitik. Ganz klein machte man sich. Nur nicht auffallen, nur keinen Neid provozieren war offenbar die Devise. Auch bei den Bauern.
Wären die Einkommen auch nur um einen Zehntelprozentpunkt
zurückgegangen, wäre das wohl ganz anders gewesen. Dann hätte man, wie immer in
solchen Fällen, lautstark in der Politik und in den Bauernstuben das Leid der
Bauern beklagt, die Gefährdung der Höfe und die Benachteiligung.
Als eine Zeitung vor wenigen Wochen vom Höhenflug der
Direktvermarkter schrieb, war es nicht anders. Nicht stolz auf die Erfolgsstory
war man, sondern man bemängelte, dass zu kurz kam, dass Corona auch Opfer unter
den Bauern, die vom Direktverkauf ihrer Produkten an die Gastronomie oder vom
Fremdenverkehr leben, hinterließ.
Gut darfs nicht sein, und
zu gut schon gar nicht. So tickt man in der Landwirtschaft offenbar. In der Politik und auf den Höfen. Das
freilich führt schnurstracks zur, zugegeben, ketzerischen Frage, wie muss es
Bauern gehen, damit sie zufrieden sind, respektive zur Frage, ob sie denn
überhaupt je zufrieden sein können. Warum können Bauern nie sagen, dass etwas
gut ist? Sondern meist immer nur, dass alles zu wenig ist, zu schlecht und zu
niedrig?
Ist wirklich alles so schlecht? Wie passt das zu den meist
schön herausgeputzten Höfen und den stattlichen Anlagen rundum? Und wie passt
all das zu den Investitionen, die, wie über den vergangenen Winter über, gerade
dank der Corona-Investitionsförderung den Landmaschinenhändlern und
Stallbaufirmen überquellende Auftragsbücher bescherten?
Zugegeben, all das ist überzeichnet. Bauer zu sein, zumal in
Zeiten wie diesen, ist kein Honiglecken. Und ja, die Einkommen hinken immer
noch hinterher und es gibt viel zu tun. Aber im Vorjahr gelang es unter
widrigen Umständen zumindest ein Stück aufzuholen. Dennoch gehen unter der
immer noch so weit verbreiteten Miesmacherei, die in bäuerlichen Kreisen
nachgerade zur Kultur geworden ist, Erfolge und Fortschritte wie diese unter.
Das hat Folgen. Seit langem. Denn verloren gegangen ist
dabei auch viel zu oft das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und in die
eigene Leistungsfähigkeit. Und viel zu oft hat man verlernt zu schätzen, was
man hat und was man draus machen kann. Ganz so als ob man auf sich selbst
vergessen hätte. Da gibt man allemal lieber der Politik Schuld, den
Standesvertretern, den Medien und wenn‘s hineinpasst auch den Banken.
Dabei zählt Österreichs Landwirtschaft zu den besten und
innovativsten der Welt. Es gibt es sehr viele, sehr erfolgreiche Bauern und
landwirtschaftliche Betriebe. Aber man wagt es viel zu selten, über sie zu
reden oder sie in die Auslage zu stellen. Als hätte man Angst davor, den
Eindruck zu erwecken, es könnte der Landwirtschaft gut gehen. Warum mag man
über Erfolge so wenig reden, und so gern über Probleme?
Man sollte sich fragen, was Außenstehende von so einer Landwirtschaft halten soll. Und vor allem auch, was all die denken sollen, die die Höfe weiterführen sollen.
Gmeiner meint - Blick ins Land, März 2021
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