Dienstag, 15. Mai 2012

Der Kampf um die Sojabohne




HANS GMEINER Salzburg (SN). Nach der Umstellung auf Futter ohne gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Milch-, Eier- und Geflügelproduktion kommt auch in die Futtertröge der Schweine immer häufiger GVO-freies Soja. Nach dem oberösterreichischen Schlachtbetrieb Oberndorfer, der seit einigen Wochen Billa beliefert, stellt nun auch Spar mit der Steirerfleisch als Partner um. Demnächst kommt dem Vernehmen nach mit Handlbauer eine weitere Größe der Schlachtbranche als Anbieter von Schweinefleisch aus GVO-freier Fütterung dazu. Damit schnellt der Marktanteil von GVO-frei gefütterten Schweinen binnen weniger Wochen auf deutlich mehr als zehn Prozent.
Das GVO-freie Soja für die Projekte liefert zum Großteil das in Oberösterreich ansässige Handelshaus Pilstl. Es ist seit Jahren der bedeutendste Importeur von GVO-frei erzeugtem Soja aus Südamerika. „Wenn die Konsumenten das wollen, muss man das machen“, sagt Karl Pilstl, der auch in Deutschland bei Projekten zur Umstellung – wie etwa bei Danone – dabei ist. Inzwischen sind auch andere Großhändler aus aus Österreich in Brasilien unterwegs, um an dem Geschäft mitzunaschen.
Die heimischen Schweinebauern indes sind mit dem Tempo der Entwicklung alles andere als glücklich. Sie befürchten, so wie ihre Kollegen in anderen Produktionssparten, den höheren Preis für GVO-freies Soja nicht in den Fleischpreisen unterbringen zu können. Sie haben Sorge, dass nur für edlere Fleischstücke mehr bezahlt wird, sich für die weniger wertvollen Teile aber kaum höhere Preise erzielen lassen. In der Bauernschaft und deren Vertretung gibt es daher zum Teil heftige Widerstände.
Kopfzerbrechen macht ihnen auch die extreme Abhängigkeit von Brasilien, dem weltweit einzigen Land, in dem derzeit in größerem Stil GVO-freies Soja erzeugt wird.
Für die Fütterung der Schweine braucht man in Österreich rund 300.000 Tonnen Sojaschrot. Aus Österreich kann davon bestenfalls nur ein kleiner Teil kommen. Für die erforderliche Menge gibt es zu wenig Fläche. Zudem geht ein Großteil der rund 100.000 Tonnen an GVO-frei erzeugtem Soja in den Lebensmittelbereich.
Die heimische Landwirtschaft setzt daher auf den Aufbau einer europäischen Produktion. Unter dem Namen Donau-Soja will man mit Partnern in den Donau-Anrainer-Regionen von Bayern bis nach Rumänien in den nächsten Jahren die Sojaproduktion ausbauen. „Es geht dabei auch darum, Europa unabhängiger von Überseeimporten zu machen“, sagen der oö. Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Mathias Krön vom Sojaverarbeiter Mona. Schon jetzt ist aber klar, dass Donau-Soja maximal 15 Prozent des europäischen Bedarfs von mehr als 30 Mill. Tonnen decken kann.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 15. Mai 2012

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