Montag, 26. Juni 2023

Brot und Gebäck mit Gütesiegel

Für das Marketing der Agrarmarkt Austria werden künftig auch Ackerbauern zur Kasse gebeten. Für ihr Getreide kommt ein eigenes Gütesiegel.

Hans Gmeiner

Linz. „Brot und Mehlspeisen gelten als österreichisches Kulturgut, aber derzeit weiß man allenfalls, wo das Getreide dafür vermahlen wurde, in der Regel aber nicht, woher es stammt“, sagt Christina Mutenthaler-Sipek, Chefin der AMA-Marketing. Damit soll es bald vorbei sein.

Ab dem kommenden Jahr wird es nicht nur wie bisher für Produkte wie Milch, Käse, Fleisch Wurst, Eier, Gemüse und Blumen ein AMA-Gütesiegel geben, sondern auch für Getreide und Getreideprodukte wie Brot, Semmeln und Mehlspeisen. Läuft alles nach Plan, soll es nach der Ernte im Sommer 2024 die ersten Semmeln, Brote und Backwaren mit Gütesiegel geben. Neben der Landwirtschaft sind dem Vernehmen nach bis auf wenige Ausnahmen bei den Mühlen, den Verarbeitern in Industrie, Gewerbe und auch im Handel alle wesentlichen Player mit im Boot. Später sollen Gütesiegel für andere Ackerfrüchte wie etwa Kürbis dazukommen.

Mit dem Getreide-Gütesiegel und der Einbeziehung der Ackerbauern werden die Finanzen der AMA-Marketing auf eine völlig neue Basis gestellt. In Zukunft werden alle Bauern einen Marketingbeitrag abzuliefern haben und nicht nur jene, die im Rahmen von Gütesiegelprogrammen unter besonderen Auflagen produzieren. Unabhängig davon, ob sie an einem Gütesiegelprogramm teilnehmen oder nicht, haben in Zukunft sowohl Acker- als auch die Grünlandbauern pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche fünf Euro und für Almflächen einen Euro pro Hektar als Marketingbeitrag zu entrichten. Das gilt auch für Schweine- und Rinderbauern, die nicht an Gütesiegelprogrammen teilnehmen. Dort war das bisher nicht der Fall. Der Marketingbeitrag wird am Jahresende beim Auszahlen der jährlichen Ausgleichszahlungen und Förderungen abgezogen. Erstmals wird das bei der Auszahlung für 2023 zum Ende dieses Jahres der Fall sein.

Für die bisher in das Gütesiegel einbezogenen Produktionszweige, aber auch für die Bauern selbst soll das Beitragsaufkommen neutral sein. Für die Milch-, Fleisch- und Eierproduzenten werden die direkten Marketingbeiträge, die sie bisher entrichten mussten, gesenkt.

Für die AMA-Marketing bringen die Einbindung der Ackerbauern und die Umstellung des Systems auf Flächenbeiträge eine beträchtliche Ausweitung der Mittel. Man geht davon aus, dass sich die Einnahmen aus den Marketingbeiträgen von derzeit gut 19 auf 25 Mill. Euro erhöhen werden. Damit soll die Werbung breiter aufgestellt werden. „Erstmals können wir für die gesamte Landwirtschaft und damit auch für Brot Werbung machen“, sagt Mutenthaler-Sipek. „Bisher war das wegen der Herkunftsbindung der Mittel nur für tierische Produkte möglich.“

Mit rund zehn Millionen Euro werden auch in Zukunft die größten Beiträge aus dem Bereich Milch kommen. Dann folgen der Bereich Schwein mit 3,7 Mill. Euro und der Bereich Rind/Kalb mit zwei Mill. Euro. Aus dem neuen Bereich Marktfrüchte/Getreide erwartet man Einnahmen von rund drei Mill. Euro.

Bei den Ackerbauern hält sich die Begeisterung über das neue Gütesiegel und die Vorschreibung der Marketingbeiträge in engen Grenzen. Fast 90 Prozent von ihnen erfüllen zwar bereits jetzt durch die Teilnahme am Umweltprogramm die Kriterien für das Gütesiegel, anders als bei Fleisch und Milch haben sie jedoch kaum Aussichten auf bessere Preise für ihre Produkte. „Bei Getreide rechnet man nicht mit einem Mehrerlös“, sagt auch Mutenthaler-Sipek. „Da geht es zunächst einmal vor allem um die Herkunfts- und Qualitätssicherung und um das Thema Austauschbarkeit.“

Was nicht ist, kann ja noch werden, manche halten Preisaufschläge von 20 bis 30 Euro je Tonne für möglich. In Zukunft soll Gütesiegel-Getreide jedenfalls an der Wiener Getreidebörse notieren. Derzeit erzeugen 41.000 Landwirte Produkte im Rahmen eines AMA-Gütesiegelprogramms, rund ein Drittel aller Landwirte. Mit der Ausweitung auf Getreide sollen 20.000 dazukommen. Im Lebensmittelhandel, der Verarbeitung, der Milchwirtschaft, bei den Bäckereien und in der Gastronomie zählt die AMA-Marketing insgesamt rund 5000 Lizenznehmer in den Qualitätsprogrammen.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 26. Juni 2023

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