Dienstag, 11. Januar 2011

„Ach hätt’ ich bloß mehr Wald“




HANS GMEINER Wien (SN). „Manche sagen schon: ,Ach hätt’ ich bloß mehr Wald.‘“ Rudolf Rosenstatter aus Salzburg, Obmann des Waldverbands Österreich und damit Vertreter von 60.000 Waldbauern, freut sich. Just zum von der UNO proklamierten Jahr des Waldes geht es mit der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft wieder aufwärts. Nach einem Jahrzehnt der Rückschläge, die 2002 mit dem Orkan Kyrill begannen, fasst man nun wieder Zuversicht. „Wir haben die Krise überwunden“, sagt Felix Montecuccoli, Präsident der heimischen Forstbetriebe.

Die Preise für Holz ziehen seit geraumer Zeit an. „Holz ist wieder gefragt und wird auch bezahlt“, sagt Montecuccoli. Die Preise für Blochholz, die schon einmal bei 60 Euro je Festmeter dümpelten, haben wieder 90 Euro erreicht, Faser- und Schleifholz kosten 36 Euro. Montecuccoli: „Wir sind zumindest wieder dort, wo wir vor vier Jahren waren.“

Nun hofft man, dass es so weitergeht. „Wir sind zuversichtlich, dass die Preise weiter anziehen“, sagt Bauernkammer-Präsident Gerhard Wlodkowski.

Das freilich freut nicht alle in der Branche, die am Montag mit einem gemeinsamen Auftreten in einer Pressekonferenz Einigkeit signalisierte. Vor allem die Holzverarbeiter machen sich Sorgen und warnen vor einer Rohstoffknappheit und zu hohen Preisen. Dem Drängen der Agrarpolitik, den Einsatz von Holz zur Energiegewinnung weiter zu forcieren, steht man reserviert gegenüber. „Es wäre ein Fehler, wenn Holz aus dem Wald direkt in den Ofen geht“, warnt Laszlo Döry, Vertreter der Plattenindustrie, vor überschwänglichen Plänen.

Das sind nicht die einzigen Sorgen, mit denen die Branche zu kämpfen hat. Nach wie vor lässt die Nutzung des Kleinwalds zu wünschen übrig. Auch die Infrastruktur, vor allem das Forststraßennetz, entspricht kaum den heutigen Anforderungen.

Ungelöst ist auch der Streit mit der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria, die die Transporttarife um 30 Prozent anheben will. Statt 200.000 Waggons bräuchte man dann für den Holztransport 400.000 Lkw. „Eine solche Verlagerung von der Schiene auf die Straße wäre ein Fiasko“, befürchtet Landwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlakovich. Er erwartet Schützenhilfe von Verkehrsministerin Doris Bures.

Die Forst- und Holzwirtschaft ist hinter dem Tourismus der zweitwichtigste Devisenbringer Österreichs und bietet 280.000 Menschen Arbeit und Einkommen. In vielen Bereichen (Platten, Hallenbau) zählt man zur Weltspitze. „Ziel muss sein, die Wertschöpfung weiter zu erhöhen“ sagt Berlakovich. An den Grundlagen sollte es nicht liegen. In den vergangenen 25 Jahren wuchs der heimische Wald um 111.000 Hektar. Allein in Salzburg betrug der Zuwachs 25.000 Hektar.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 11. Jänner 2011

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