Samstag, 11. September 2021

Biobauern allein auf weiter Flur

Für den Ruf nach einer Prämie haben weder die Politik noch die Standesvertretung Verständnis.

Hans Gmeiner 

Ried . Alles andere als glücklich sind Österreichs Biobauern mit dem Entwurf zum Agrar-Umweltprogramm, das ab dem Jahr 2022/23 gelten soll. Besonders sauer stößt ihnen auf, dass es keine eigene Bioprämie mehr geben soll. Seit Monaten fordert man Nachbesserungen. Die Zeit drängt. Bis Jahresende muss der Programmentwurf in Brüssel zur Genehmigung vorgelegt werden. Erst am Donnerstag dieser Woche bezeichnete Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria, dem größten heimischen Biobauernverband, die Pläne als „Kulturbruch in der österreichischen Agrarpolitik“.

Sowohl bei der zuständigen Ministerin als auch bei den Landwirtschaftskammern stößt sie damit auf taube Ohren. „Wir haben einen bunten Blumenstrauß an Maßnahmen“, sagte Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, in Ried. „Wenn Bio so gut ist, wie alle behaupten, was ich auch grundsätzlich glaube, wird es kein Problem sein, den ganzen Blumenstrauß für sich zu nutzen.“ Dann hätten die Biobauern auch im neuen System so viel Geld wie bisher – „wo liegt das Problem?“, fragt Moosbrugger, dem es auch um Fairness innerhalb der Bauernschaft geht. Wer etwa Biodiversitätsmaßnahmen erbringe oder die Fruchtfolge einhalte, werde dafür mehr Geld bekommen, „egal ob er Biobauer oder konventionell produzierender Landwirt ist“. Das sei das Leistungsprinzip, das man verfolge.

Auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger weckte keine Hoffnungen, dass die Forderungen der Biobauern ins neue Umweltprogramm Eingang finden werden. „Wir bieten jedem Landwirt einen Baukasten, aus dem er sich sein Programm so zusammenstellen kann, wie es für ihn am besten passt“, sagte sie. „Das ist das System, in dem wir in Zukunft die Biolandwirtschaft entwickeln wollen.“

Die Ablehnung der Wünsche der Biobauern ist nicht zuletzt deswegen so eindeutig, weil auch Brüssel eigene Prämien für Biobauern ablehnt. Im Hintergrund stehen auch die im Durchschnitt meist ohnehin besseren Deckungsbeiträge und Einkommen der Biobauern. Erst kürzlich meinte Franz Sinabell, Agrarexperte im Wifo, die Bioförderung komme in erster Linie Konsumenten in Form billiger Lebensmittel zugute – und nicht den Bauern.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 11. September 2021

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