Samstag, 5. Februar 2022

Der Ärger der Biobauern ist groß

Hans Gmeiner 

Salzburg. Die Kritik der Biobauern an der Umsetzung der EU-Agrarreform in Österreich reißt nicht ab. Der Ärger ist immer noch groß. „Die Regierung bleibt klar hinter ihrem Anspruch, die Biolandwirtschaft zu stärken, zurück“, sagte Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria, kürzlich bei der Eröffnung der „Bauerntage“, bei der viele Themen der Biolandwirtschaft zur Diskussion standen. Für Grabmann ist es bedenklich, dass die Biobauern „just zu der Zeit, in der Bio auf EU-Ebene mit dem eigenen Aktionsplan in den Mittelpunkt gerückt wurde“, in Österreich alle Kräfte hätten mobilisieren müssen, „um eine massive Schwächung“ zu verhindern. Erst kurz vor der Abgabe in Brüssel wurden die Mittel für die Biolandwirtschaft aufgestockt und der Wunsch nach einer eigenen Biomaßnahme im Umweltprogramm erfüllt.

Auch in der Bauernschaft rumort es. Aus Niederösterreich etwa kommt Kritik, dass vor allem der Ackerbau wesentlich schlechtergestellt werde als bisher und die zusätzlichen Mittel nicht direkt den Bauern zukommen sollten.

Die Biobauern hadern auch mit Brüssel. Grabmann kritisierte die neuen Vorgaben bei der Weidehaltung, die vielen Viehhaltern in Österreich Probleme machen: „Da baut die EU Hürden auf, die es schwieriger machen, dass sie ihre selbst gesetzten Ziele zur Ausweitung des Biolandbaus erreichen.“ Sie wünscht sich weniger starre Vorgaben und mehr Entscheidungsbefugnisse und Eigenverantwortung für die Bauern.

Sosehr man sich über die Politik ärgert, so zufrieden ist man mit der Entwicklung der Märkte. Grabmann: „Die Umsätze sind im Vorjahr durch die Decke gegangen.“ Die nächsten Jahre könnten dennoch nicht einfach sein, warnte der ehemalige Agrana-Vorstand und Lektor an der BOKU, Fritz Gattermayer. Die EU-Pläne zur Ausweitung des Biolandbaus bedeuteten auch mehr Wettbewerb. „Ich glaube nicht, dass jeder Biobetrieb, der jetzt produziert, in fünf oder zehn Jahren noch die wirtschaftlichen Möglichkeiten findet, die er bräuchte.“ Entscheidend für Bauern werde sein, in welcher Region sie leben und ob es dort Verarbeiter und Händler gibt, an die sie so verkaufen können, dass auch ihre Kosten gedeckt sind.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft , 5. Februar 2022

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