Samstag, 2. Januar 2016

Eine Sache des gegenseitigen Respekts



Die Zahl der Biobauern in Österreich wächst. Fast 23.000 Bauern werden es heuer sein. Das sind bereits 20 Prozent aller Bauern. Das Verhältnis zwischen der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft respektive das Verhältnis zwischen konventionellen und zwischen Biobauern ist dennoch immer noch sehr eigentümlich.

Man tut sich immer noch schwer miteinander umzugehen. Und mitunter fehlt es immer noch am gegenseitigen Respekt. Immer noch gibt es viele konventionelle Landwirte, vor allem auch in der agrarischen Vertretung, die einen abfälligen Ton anschlagen, wenn die Rede auf die Biolandwirtschaft kommt. Und immer öfter gibt es auch aus dem Bio-Lager Töne über die konventionellen Kollegen und ihre Arbeitsmethoden, die an Abfälligkeit nichts missen lassen.

Die Qualität der Reserviertheit ist freilich unterschiedlich. Konventionelle Landwirte gefallen sich oft immer noch darin, Biobauern in die Spinner- und Träumerecke zu stellen und ihre Vertreter machen sich zuweilen immer noch lieber einen Spaß daraus, die Biobauern mit ihren Wünschen und Forderungen auflaufen zu lassen, als sie zu unterstützen. Dass die Realität auf den Märkten und bei den Preisen ihre Einschätzungen Lügen straft, ficht sie dabei nicht an. Richtig und korrekt sind Häme und Widerstand dennoch nicht.

Richtig und korrekt ist freilich oft auch nicht, wie die Biolandwirtschaft und ihr Umfeld ihr Profil auf dem Rücken der konventionellen Landwirtschaft, zumal der, wie sie in Österreich betrieben wird, zu schärfen versucht. Da hat man oft keine Scheu, die konventionellen Standeskollegen durch geschickte wie einseitige Argumentation als verantwortungslose Umweltvergifter und Tierquäler erscheinen zu lassen und damit schlecht zu machen, um selbst im Licht er Öffentlichkeit besonders sauber und strahlend dazustehen - als die einzig richtige Landwirtschaft.

Korrekt ist freilich auch das nicht. Und richtig auch nicht.

Warum das alles nach wie vor sein muss, ist nicht nachvollziehbar. Denn in der Biolandwirtschaft ist nicht alles so toll, wie man tut. Und in der konventionellen Landwirtschaft ist nicht alles so schlecht.  Vielleicht hängt es damit zusammen, dass im Hintergrund wie jeher Fundamentalisten ihrer jeweiligen Produktionsausrichtungen die Meinung machen.

Damit freilich ist wohl der Sache nicht gedient. Dass die Fundis auf der konventionellen Seite damit zurechtkommen müssen, zunehmend an Unterstützung zu verlieren, ist eine leichte Übung im Vergleich zu dem, was auf die Biobauern zukommt. Dort sind Spannungen programmiert. Schon jetzt ist nicht zu übersehen, wie allerorten die Nasen gerümpft werden über die immer größeren Betriebe, die umstellen und die persönlich, gesellschaftlich und politisch so gar nichts mit den von manchen Bio-Pionieren hochgehaltenen Eigenschaften am Hut haben. Da mag man gar nicht fragen, wie sich das mit der Forderung nach einem weiteren Ausbau der Biolandwirtschaft in diesem Land verträgt. Will man gar ohnehin nur unter sich bleiben und lieber weiter mit dem Finger auf die anderen zeigen?

Die Proponenten beider Produktionsrichtungen sollten daher alles dransetzen zusammenzufinden. Richtungskämpfe schaden der Landwirtschaft und den Bauern insgesamt. Zumal in einem kleinen Land wie Österreich.

Aufgabe von Politik und Interessenvertretungen ist es, für beide Richtungen Raum zu schaffen und beiden Richtungen den Rücken zu stärken. Alles andere kostet nichts als Kraft und verschwendet unnötig Energie.

Gmeiner meint - Blick ins Land, 2. Jänner 2016

1 Kommentar:

  1. Ja, Respekt ist das Zauberwort! Wenig hilfreich indes ist es, wenn "Biolandwirtschaft" von der "Politik" und NGO als leuchtendes Beispiel für Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz hervorgehoben und gefordert und finanziell gefördert wird; damit stellt man 90 % der modernen, nachhaltigen Landwirtschaft an den Pranger! Unter Ökoeffizienzkriterien sind beide Lanbauformen aber mindestens gleichauf.

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