Donnerstag, 5. März 2020

Demonstrationen zeigen Wirkung



Preisgespräche der Milchwirtschaft mit dem Handel „in der Zielgeraden“.

Hans Gmeiner 


Wien. „Die Bauernkundgebungen in den vergangenen Wochen haben uns genützt, bei den Preisgesprächen mit dem Lebensmittelhandel in die Zielgerade zu kommen“, sagt Mittwoch der Sprecher der heimischen Molkereien, Kärntnermilch-Chef Helmut Petschar. Unter Dach und Fach hat man die gewünschten Preiserhöhungen freilich noch nicht. Petschar hofft aber, dass in dieser Woche die Gespräche noch abgeschlossen werden können.

Was von den Preiserhöhungen bei den Bauern ankommen wird, ist offen. In den vergangenen Wochen sind bereits einige Molkereien „in Vorleistung gegangen“, wie sie betonen, und haben die Auszahlungspreise an die Bauern um rund einen Cent angehoben. Ob da für die Bauern noch etwas dazukommt, wenn der Handel nun doch mehr zahlt, oder ob es das schon war, ist unklar.

Derzeit liegen die Bauernpreise für konventionell erzeugte Milch bei knapp unter 40 Cent pro Kilogramm. Besonders bitter ist, dass die österreichischen Milcherzeuger seit drei Jahren schlechter aussteigen als ihre deutschen Kollegen, obwohl sie auf GVO-freies Futter und die Verwendung von Glyphosat auf ihren Wiesen verzichten und damit höhere Produktionskosten in Kauf nehmen. In der Verantwortung dafür sehen die Molkereien vor allem den Lebensmittelhandel, der mit seiner Preispolitik auch die Preise in allen anderen wichtigen Marktsegmenten wie etwa in der Gastronomie oder im Gewerbe und in der Industrie nach unten zieht.

Die wirtschaftliche Situation ist sowohl bei den Bauern als auch bei den Molkereien sehr angespannt. Rund 1000 Milchbauern machten im Vorjahr die Stalltür für immer zu. 25.600 Milchlieferanten wies die Statistik zum Jahresende noch aus. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren waren es noch rund 72.000. Aber auch die Molkereien stehen unter starkem Druck. Ihr Gesamtumsatz erhöhte sich zwar um 1,3 Prozent auf 2,85 Mrd. Euro, das Ergebnis vor Steuern rutschte aber von 0,44 auf 0,36 Prozent des Umsatzes. Die Aussichten für heuer sind kaum besser. Vor allem die Folgen des Coronavirus und der Brexit gelten als große Unsicherheitsfaktoren.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 5. März 2020

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