Freitag, 28. Februar 2020

Berglandmilch bringt Mehrwegflasche



Österreichs größter Milcherzeuger startet als erste Molkerei bei Trinkmilch mit Mehrwegflaschen und spart mehr als 1000 Tonnen Müll. Greenpeace drängt jetzt auch andere Anbieter und den Handel zu einer „Mehrwegrevolution“.


Hans Gmeiner


Aschbach. „Bergglasmilch“ rutschte Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace Österreich, heraus, als er Donnerstag gemeinsam mit Josef Braunshofer, Chef der Berglandmilch, den Start des Verkaufs von Milch in Pfandflaschen vorstellte. Es war wohl die Verzückung über die Rückkehr der gläsernen Milch-Mehrwegflasche in die Regale des Lebensmittelhandels nach einer Pause von 20 Jahren, die den Greenpeace-Chef zu diesem Versprecher verführte. „Als wir vor zwei Jahren mit der Einweg-Glasflasche auf den Markt kamen, war uns aufgrund der starken Nachfrage schnell klar, dass wir im nächsten Schritt die Mehrwegflasche zurück auf den Markt bringen“, sagt Braunshofer. „Damit liegen wir am Puls der Zeit.“

Insgesamt acht Mill. Euro investierte das Unternehmen in die neue Wasch- und Abfüllanlage in Aschbach (NÖ). Dabei wurde ganz besonders auf den ökologischen Fußabdruck geachtet. „Wir haben intensiv an der Optimierung der Abläufe gearbeitet, um den Wasserverbrauch und auch den Verbrauch von Reinigungslaugen zu optimieren“, sagt Braunshofer. Anspruchsvoll war auch die Erstellung des Logistikkonzepts, um die Transporte so gering wie möglich zu halten.

Der Konsument kann nun zeigen, was ihm Umweltschutz wert ist. Die Milch wird im Handel zwischen 30 und 50 Cent pro Liter mehr kosten als vergleichbare Milch im Einweggebinde. Das Pfand pro Milchflasche macht 22 Cent aus. In den neuen Pfandflaschen auf den Markt kommen die Biomilch von Spar und Ja! Natürlich/Rewe sowie die konventionell erzeugten Berglandmilch-Marken Berghof und Tirol Milch. Zurückgegeben werden können die Flaschen in den Rückgabeautomaten der Handelspartner.

Der Verkaufsstart in diesen Tagen soll nur ein erster Schritt sein. „In einigen Monaten“, sagt Braunshofer, sollen auch die Halbliterflasche und Leichtmilch in der Mehrwegflasche kommen. Die Umstellung weiterer Produkte sei in Planung. Im kommenden Jahr soll auch der Standort Wörgl adaptiert und die Abfüllanlage mit einer Reinigungsanlage komplettiert werden. Derzeit werden in Tirol nur Flaschen befüllt, gereinigt aber werden sie in Aschbach.

Die Mehrwegflasche und das nunmehrige Pfandsystem kommen, anders als die Einweg-Glasflasche, die von Umweltschützern kritisiert wurde, den Anforderungen nach Ressourceneinsparung und Abfallvermeidung entgegen. Die Flaschen können immerhin zwischen zwölf und 15 Mal verwendet werden. Das Potenzial ist enorm, rechnet Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie-Institut vor. „Würden die 660 Millionen Liter Trinkmilch, die in Österreich jährlich konsumiert werden, von den Einwegpackerln auf Mehrwegverpackungen umgestellt, könnten wir 25.000 Tonnen Müll einsparen.“

Das freilich ist Zukunftsmusik. Bei Berglandmilch will man bei Frischmilch in einer ersten Stufe einen Mehrweganteil von 17 Prozent erreichen. Das entspräche bei einer Menge von rund 35 Millionen Litern einer Einsparung von rund 1300 Tonnen Müll. Noch ist man zudem unter den großen Molkereien allein auf weiter Flur. Geht es nach Greenpeace-Chef Egit soll sich das möglichst rasch ändern, nicht nur bei den Molkereien. Derzeit liegt der Mehrweganteil im Handel bei Getränken bei nur rund zehn Prozent, im Diskont „sogar bei null“ , wie er spitz anmerkt. Der Großteil der Mehrweggebinde im Handel entfällt auf Bier. Dort liegt der Anteil bei 60 Prozent. „Unsere Vision ist eine Mehrwegrevolution in den Getränkeregalen“, sagt Egit und freut sich über jedes Unternehmen, das den Sprung wagt. „Nächste Woche stellt Radlberger bei Limonaden auf ein Mehrwegsystem um, andere werden folgen.“


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 28. Februar 2020

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