Wie in der Sendung „Wer zerstört Österreich“ im Privatsender
atv die Landwirtschaft vorgeführt und dargestellt wurde, ließ die Wogen bei den
Bauern hochgehen. Die Empörung war groß. Sich in der Öffentlichkeit darüber
aufzuregen und gar den Sender zu attackieren ist freilich zweischneidig, ist
doch die Wahrscheinlichkeit sehr viel größer, dem Sender in die Hände zu
spielen und für mehr Quote zu sorgen, als die Dinge ins Lot gerückt zu
bekommen.
Die Bauern müssen wohl lernen, damit zu leben. Das gilt
übrigens nicht nur für Privatsender wie atv, sondern auch für den ORF, der die
Landwirtschaft oft auch nur aus einschlägigen Perspektiven zeigt. Das sei vor
allem jenen ins Stammbuch geschrieben, die in den Social-Media-Kommentaren
gemeint haben, die atv-Sendung sei „mit ein Grund die ORF-Gebühren nicht abzuschaffen“
und damit politisches Kleingeld zu machen suchten.
Im Übrigen sollten sich die Bäuerinnen und Bauern selbst an
den Nasen nehmen. Denn im gegenseitigen Schlechtreden stehen sie oft in
Qualität und Sachlichkeit dem um nichts nach, was sie an diesem atv-Beitrag so
übel gefunden haben. Und wenn jemand sagen würde, da sind sie da gar einsame
Spitze, würde man auch nicht nein sagen.
In den Bauernstuben werden wohl viele vor dem Fernseher wohl
beifällig genickt haben, wie da der, zugegebenermaßen ziemlich unglückselige
Schweinemäster vorgeführt wurde und wie der Greenpeace Pressesprecher und
VGT-Aktivisten die Landwirtschaft anschütteten. Auf Facebook fanden sich prompt
Meldungen von Bauern wie „Schweine auf Vollspaltenboden ohne Einstreu,
Getreidefelder ohne Unkraut und ein Traktor wo die ganze Familie rein passt –
ich wundere mich nicht über so eine Berichterstattung“.
Man kennt das. Wenn sich Biobauern als die besseren Bauern
fühlen, und wenn sie von konventionellen heruntergemacht werden. Wenn sich Bauern
in den Bergen darüber wundern, dass Bauern in anderen Regionen überhaupt
Probleme haben können. Und wenn für die Bauern dort nichts anderes als Mickey
Maus-Landwirtschaft ist, was in den Bergen gemacht wird, auf die man ohne
weitere verzichten könnte, weil sie nur den Markt belastet.
Das gegenseitige Verständnis für die Arbeit und für die
Probleme, die man dabei haben kann, ist bei den meisten Bauern rasch enden
wollend. Da fehlt es oft an gegenseitigen Respekt und am Bemühen den anderen
anzuerkennen. Da ergeht man sich lieber in Mutmaßungen das man etwas anerkennt.
Und gar nicht davon zu reden, wenn dann auch noch der Neid ins Spiel kommt, auf
den sich viele Bauern ganz besonders gut verstehen. Da zuzuschauen und in einem
solchen Milieu zu leben ist mitunter schmerzhaft. Und es kränkt.
Was macht es für die Bauern so schwer, den anderen und die
anderen anzuerkennen? Wieso ist Wertschätzung oft so schwer möglich - das, was
man sonst so gerne von der Gesellschaft einfordert?
Wie gespannt die Lage ist, zeigt sich gerade in diesen
Monaten wieder rund um die Verhandlungen um die EU-Agrarreform. Mehr denn je
scheint es diesmal um Berg gegen Tal, um Bio gegen Konventionell um Ost gegen
West und um Körndl- gegen Hörndlbauern zu gehen.
Dabei sollte es um alle Bauern gehen.
Aber das wollen wohl vor allem viele Bauern nicht.
Gmeiner meint - Blick ins Land Dezember 2020
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