Donnerstag, 3. Dezember 2020

Ein Notruf der Rinder- und Schweinebauern

Hans Gmeiner  

LINZ. Bei den Schweine- und Rinderbauern macht sich langsam Verzweiflung breit. Die Preise für Mastschweine stürzten heuer im Lauf des Jahres um mehr als ein Drittel ab. Für ein Ferkel bekommt ein Bauer heute knapp die Hälfte des Preises zu Jahresbeginn. Und die Rinderbauern mussten nach dem extrem schlechten Vorjahr heuer noch einmal zweistellige Preiseinbußen hinnehmen.

Auf 150 Mill. bis 200 Mill. Euro schätzen die Bauern mittlerweile den Schaden, den sie allein wegen der Coronamaßnahmen und ihren Folgen in der Gastronomie und im Tourismus zu stemmen haben. Die Schließung Chinas für Schweinefleischlieferungen aus Deutschland und die Folgen der Afrikanischen Schweinepest, die auf den Märkten die Preise zudem ruinierten, sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Da nimmt nicht wunder, dass nun auch von bäuerlicher Seite der Ruf nach Hilfe laut wird. Verbaler Dank für ihre Arbeit ist ihnen mittlerweile zu wenig. Am Mittwoch forderte Michaela Langer-Weninger, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, gemeinsam mit Vertretern der Schweine-, Ferkel- und Rinderproduzenten „entsprechende Entschädigungen für die Bauern als Vorlieferanten“. Die aktuelle Marktkrise sei vor allem eine Folge des neuerlichen Lockdowns in Gastronomie und Tourismus.

„Daher ist die Forderung nach Entschädigungen jedenfalls legitim“, verwies sie auch auf den Ersatz von 80 Prozent des Umsatzes in der Gastronomie. In welcher Form ihrer Meinung nach den Bauern geholfen werden soll, darauf wollte sich die Präsidentin nicht festlegen. „Darüber ist noch zu diskutieren.“

Schon im Frühsommer wurde für die heimische Landwirtschaft ein 400-Millionen-Euro-Hilfspaket geschnürt. 350 Mill. Euro davon sind freilich für die Forstwirtschaft vorgesehen, der Rest entfiel auf steuerliche Entlastungsmaßnahmen für bäuerliche Betriebe, die mit Beginn des neuen Jahres in Kraft treten sollen. „Bei diesem Paket ging es darum, für die gesamte Landwirtschaft Perspektiven zu schaffen“, sagte Langer-Weninger.

Hoffnungen setzen die Bauern aber nicht nur auf Direkthilfen. Von der EU-Kommission verlangt man die Freigabe der geförderten privaten Lagerhaltung. Die Aussichten dafür werden allerdings nicht als allzu rosig eingeschätzt.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 3. Dezember 2020

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