Freitag, 13. Januar 2023

AMA-Gütesiegel soll nun genauer kontrolliert werden

Zahl der Kontrollen soll deutlich angehoben und auch mit Fotos aus Ställen dokumentiert werden.

Hans Gmeiner

Wien. Das Aufsehen, für das jüngst Zustände in drei steirischen Hühnerställen gesorgt haben, und die daran anschließende Diskussion über das AMA-Gütesiegel scheinen dem AMA-Marketing durch Mark und Bein gegangen zu sein. Noch heuer will man die Zahl der Kontrollen bei den Produzenten von 15.000 auf 25.000 pro Jahr steigern. Der Fokus dabei soll auf der Tierhaltung liegen. Auch die unangekündigten Audits will man deutlich öfter durchführen. Zudem will man in Zukunft für transparente Information sorgen, indem nicht nur Zahlen genannt, sondern sowohl positive als auch negative Vorkommnisse samt Bildern von Kontrollen und Stallungen in einem sogenannten Logbuch dargestellt werden. „Wir müssen daran arbeiten, die Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und auszubauen, weil diese Vorkommnisse uns allen schaden“, sagte am Donnerstag Christina Mutenthaler, die neue Chefin des AMA-Marketing. „Wir brauchen alle mehr denn je ein partnerschaftliches Miteinander.“ Sie sieht die Zukunft des AMA-Gütesiegels weiterhin als „Qualitätsprogramm für die Breite“, will es aber vor allem in Richtung Tierwohl und Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Immerhin sei das AMA-Gütesiegel das bekannteste und stärkste Siegel der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Es stehe für transparente und nachvollziehbare Herkunft und unabhängige Kontrollen und sei im Gegensatz zu Marketinglogos ein anerkanntes staatliches Gütesiegel. 70 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten vertrauten darauf und sähen es als wichtige Orientierungshilfe beim Einkauf.

„Wir brauchen alle mehr denn je ein partnerschaftliches Miteinander und Fairness zum Wohl der Landwirte, der Unternehmer, der Arbeitnehmer, der Konsumenten und auch zum Wohl der Tiere“, sagte Mutenthaler beim AMA-Forum in Wien. Es gehe darum, die vielen unterschiedlichen Bedürfnisse und Sichtweisen aller Beteiligten zu integrieren und einen „konstruktiven Austausch“ zu suchen. Das gelte auch „für jene gesellschaftlichen Gruppierungen, die uns nicht immer wohlgesinnt sind“.

„Es geht um sehr viel, das muss uns bewusst sein“, sagte auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. „Auch wenn Zigtausende Bauern gut arbeiten, ist trotzdem jeder einzelne Fall, wie wir ihn erleben mussten, nicht tragbar.“ Das schwäche das Vertrauen in den Markt, darum sei es so wichtig, dagegenzuwirken und Verbesserungen zu erreichen. Aufgabe sei es nun, alles zu tun, damit solche Fälle nicht mehr vorkommen. Österreich sei immer noch Bioland Nummer eins und auch beim Tierwohl im internationalen Vergleich ganz vorn. „Das gilt es zu halten und auszubauen.“

Wie wichtig es ist, das Gütesiegel wieder zu stärken, unterstrich auch Zukunftsforscher Tristan Horx. Die Bedeutung von Gütesiegeln werde weiter wachsen. Dabei gehe es vor allem um sozial und ökologisch vertretbare Erzeugnisse. „Man will in den Supermarkt hineingehen und für sinnvolle Preise Produkte bekommen, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie regional und ökologisch sind.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 13. Jänner 2023

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