Freitag, 8. Mai 2020

Zucker versüßte Agrana die Geschäfte nicht


Hans Gmeiner 


Wien. Zucker bleibt das Sorgenkind des Frucht-, Zucker- und Stärkekonzerns Agrana. Auch wenn man im Geschäftsjahr 2019/20 gegenüber dem Vorjahr den Verlust in dieser Sparte um fast ein Drittel auf 44 Millionen Euro verringern konnte, steht die Zukunft der Zuckerrübenverarbeitung in Österreich mit Fabriken in Tulln und in Leopoldsdorf in Niederösterreich nach wie vor auf Messers Schneide. Wegen der schlechten Preise und großer Probleme mit Schädlingen sind insbesondere im Osten Österreich in den vergangenen Jahren viele Bauern aus dem Anbau von Zuckerrüben ausgestiegen. Auch wenn es mit großen Bemühungen und langfristigen Verträgen mit Fixpreisgarantien gelang, die Anbaufläche heuer nach Rückgängen in den vorangegangenen Jahren wieder um mehr als 2000 auf 34.000 Hektar auszuweiten, sei die Schließung der Fabrik in Leopoldsdorf „nicht vom Tisch“, sagte Donnerstag Agrana-Finanzvorstand Stephan Büttner.

Heuer will man aber jedenfalls wie bisher in beiden Anlagen Zuckerrüben verarbeiten, obwohl man von den rund 40.000 Hektar Zuckerrüben, die für die Auslastung von zwei Fabriken nötig wären, weit entfernt ist. Viele Bauern wollen sich nicht mehr auf das Risiko einlassen. Ihre Zurückhaltung wird in diesen Wochen bestätigt. Der Derbrüssler, der innerhalb weniger Stunden ganze Felder kahl fressen kann, ist auch heuer wieder da. Die Agrana gibt die bisherigen Verluste mit 500 Hektar an, die Bauern gehen aber von Flächen im „deutlich vierstelligen Bereich“ aus.

Zucker war im abgelaufenen Geschäftsjahr auch die einzige Sparte, die einen Umsatzrückgang verzeichnete (–2,6 Prozent auf 488,3 Mill. Euro). Der Fruchtbereich legte um 0,5 Prozent auf 1,19 Mrd. Euro zu, der Stärkebereich um 5,8 Prozent auf 807 Mill. Euro. Insgesamt ergibt das ein Umsatzplus von 1,5 Prozent und 2,4 Mrd. Euro Gesamtumsatz. Auch wenn bei der Fruchtzubereitung die Erwartungen nicht erreicht werden konnten, wuchs das Betriebsergebnis um 30,8 Prozent auf 87,1 Mill. Euro. „Die Sparte Stärke hat mit Ethanol die Kastanien aus dem Feuer geholt“, sagt Agrana-Chef Johann Marihart.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 8. Mai 2020

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