Donnerstag, 24. November 2022

Bei den Bauern sitzt das Geld locker

Auch nach Auslaufen der Coronahilfen brummt das Landtechnikgeschäft.

Hans Gmeiner

Wels. Traktoren und Landmaschinen glänzen im Scheinwerferlicht, dazwischen drängen sich die Besucher. Die Stimmung auf der Landtechnikmesse Agraria in Wels ist gut. Die Bauern freuen sich, dass sie sich nach den Coronajahren wieder auf einer Fachmesse über neue Trends informieren können. Und die Aussteller freuen sich, dass die Bauern mit geöffneten Brieftaschen durch die Hallen gehen.

Auch nach dem Rekordjahr 2021, als Landwirte nicht zuletzt dank der Coronahilfen die Ausgaben für Maschinen und bauliche Einrichtungen (PV-Anlagen) gegenüber dem Jahr davor um ein Drittel auf rund 3,2 Mrd. Euro steigerten, wird weiter investiert. Dass der Traktormarkt heuer um mehr als ein Fünftel eingebrochen ist, will man nicht überbewerten. „Wir sehen, dass das Investitionsklima in der Landwirtschaft gut ist“, sagt Reinhard Wolf, Generaldirektor der RWA, des Verbandes der Lagerhäuser. Auch Gunnar Hauser, Österreich-Chef des Traktorherstellers Steyr, ist zuversichtlich. „Wir verkaufen sehr gut, auch weil die Landwirte mit ihren Produkten ganz gut verdienen.“

Anders als bei Traktoren gibt es in der Landtechnik keine Rückgänge. „Wir hatten das Loch nicht“, sagt etwa Gregor Dietachmayr, Geschäftsführer bei Pöttinger, dem größten heimischen Landtechnikhersteller. „Der österreichische Markt läuft nach wie vor auf einem hohen Niveau, wir hatten im vorigen Jahr ein leichtes Wachstum, aktuell zeichnet sich sogar ein noch stärkerer Zuwachs ab.“

Sorgen machen unverändert Unterbrechungen in den Lieferketten und die damit verbundenen Probleme. „Die Zulieferindustrie ist nach wie vor überfordert“, sagt Dietachmayr. „Bei den Lieferzeiten sind wir daher noch lange nicht bei der Situation, wie wir sie vor Corona hatten.“ Bei Mähdreschern sowie bei manchen Traktormodellen redet man in der Branche von Lieferzeiten von bis zu zwei Jahren. Auch Steyr bleibt nicht verschont, „aber es wird merkbar besser“, sagt Hauser. „Unsere Lieferzeiten liegen derzeit bei rund vier Monaten, aber wir waren schon bei bis zu einem Jahr.“

Alle hoffen, dass die Stimmung hält. „Die Prognosen für Agrarpreise für die nächsten 12 bis 16 Monate sind gut“, sagt Dietachmayr, daher sollte die Nachfrage stabil bleiben. Man bleibt aber vorsichtig, „wir sind sensibilisiert, und wissen dass sich das Blatt schnell wenden kann“, sagt der Pöttinger-Chef.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft , 24. November 2022

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