Freitag, 13. September 2019

Brexit bedroht Milchmarkt



Bauernmilchpreise bleiben trotz Lieferrückgangs unter Druck.

Hans Gmeiner


Gmunden. Die Halbierung der Butterpreise von knapp sieben Euro je Kilogramm vor knapp drei Jahren auf derzeit gerade einmal 3,40 Euro pro Kilogramm macht den Bauern und ihren Vertretern Sorgen. Sie befürchten einen weiteren Druck auf die Preise. Schon in den vergangenen Monaten kam es zu weiteren Preiskorrekturen nach unten, obwohl die Anlieferung der Bauern nach den Erhöhungen im Gefolge des Quotenendes heuer bereits um 1,2 Prozent sank. Insgesamt liegt aber das Preisniveau noch über dem des Vorjahres. Dabei wird es auch bleiben, will Helmut Petschar, Chef der Kärtnermilch und Sprecher der heimischen Milchverarbeiter, keine Unruhe erzeugen. „Die Eiweißnotierungen, die auf dem Milchpulvermarkt bestimmend sind, schwächen die Folgen des niedrigen Fettpreises ab, der für Butter maßgeblich ist“, sagte er am Donnerstag bei der Jahrestagung der Branche in Gmunden.

Viel größeres Kopfzerbrechen bereiten den Molkereien derzeit die möglichen Folgen des Brexit, geht es doch um einen Markt, der jährlich 480.000 Tonnen Käse und 90.000 Tonnen Butter vor allem aus der EU aufnimmt. „Das ist ungefähr das doppelte Volumen dessen, was 2014 der plötzliche Ausfall des russischen Marktes im Gefolge der Sanktionen ausmachte“, sagte Petschar. Damals wurde die Milchwirtschaft inklusive der Landwirtschaft heftig durchgebeutelt. Die Bauernpreise stürzten um fast ein Drittel ab. Auch wenn der britische Markt für Österreichs Milchwirtschaft eine untergeordnete Rolle spielt, können die Folgen gravierend sein. Zu erwarten ist, dass die Mengen, die dort nicht mehr untergebracht werden können, auf den europäischen Markt drängen und die Preise drücken.

„Wir können nur abwarten“, sagt Petschar. Bei der Russland-Krise habe es auch keine Vorbereitungen gegeben, sagt Michael Waidacher, Chef der Gmundner Molkerei. „Was kommt, wird vor allem von den Großen auf dem Milchmarkt abhängen.“


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 13. September 2019

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
UA-12584698-1