Donnerstag, 31. Oktober 2019

Sparen for future


Österreich ist, das bestätigte erst in der Vorwoche wieder die Nationalbank, ein Land der Sparer. Mit einer Sparquote von fast acht Prozent liegen die heimischen Haushalte deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone, wo sie 5,5 Prozent beträgt. 
Das Sparbewusstsein scheint also trotz der niedrigen Zinsen noch intakt zu sein in diesem Land. Zumindest von da her wären die Voraussetzungen gegeben, diese Eigenschaft auch in anderen Bereichen zu nutzen. Denn Sparen muss ja nicht nur heißen, Geld zu sparen, auf die Seite zu legen und sorgsam damit umzugehen. Sparen kann auch bedeuten, umsichtig und nachhaltig mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Sparen als Lebenshaltung sozusagen und damit als Schlüssel zur Lösung vieler Probleme, die unsere Gesellschaft umtreiben, vor allem jener rund um das Thema Umwelt und Schonung der Ressourcen. Sparen for future also, Sparen damit die Welt eine Zukunft hat. Und das nicht nur an freitags.
Früher war das aus wirtschaftlichen Gründen verbreitet, heute scheint es, wenn es nicht gerade um das Sparen von Geld geht, sehr viel weniger anzutreffen zu sein, wenn man liest, dass ein Drittel des Essens in der Tonne landet, wie viele Autofahrten vermieden werden könnten oder wie sehr die Kleiderkästen übergehen und die Schuhschränke. Oder wenn man die Warnungen vor dem allzu sorglosen Umgang mit den Böden hört. 
„Spart ein Wirtschaftssubjekt, verbraucht es also weniger, als es verbrauchen könnte, entsteht eine Leistungsreserve“, heißt es auf Wikipedia. „Diese Leistungsreserve als Verzicht auf Verbrauchsmöglichkeiten kann zu künftigen Investitionen oder Erhöhungen des künftigen Lebensstandards führen“. Genau das ist es wohl, was die Welt dringend braucht. Jetzt sparen im Umgang mit Ressourcen, um den künftigen Lebensstandard, wenn schon nicht zu erhöhen, so doch abzusichern. 
So gesehen sollte Sparen wohl einer der zentralen Begriffe sein, wenn es darum geht, mit den Herausforderungen der Zukunft zurechtzukommen. Und es erscheint als eine passende und zentrale Antwort auf viele der Fragen, die unsere Gesellschaft umtreiben. Die Haltung, die in unserer Zeit angebracht wäre, ein Gebot der Stunde nicht nur wenn es ums Geld geht. 
Hören will man freilich nicht wirklich viel davon. Und sich damit auseinandersetzen schon gar nicht. Und es ist wohl oft auch der Anreiz, der oft fehlt. Es wird nicht unmittelbar erkennbar, warum es lohnen würde, da und dort zu sparen, mit den Ressourcen im wahrsten Sinn des Wortes „sparsamer“ umzugehen. Strom zu sparen oder Treibstoff, Essen gezielter einzukaufen oder Gewand und Schuhe oder auf das eine oder andere doch zu verzichten, statt es noch einzupacken und heimzutragen. Deshalb bleibt es meist allerorten nur bei Vorsätzen und Absichtsbekundungen. Zumal, weil man es sich leisten kann und kaum finanzieller Druck zum Sparen zwingt. 
Es ist dabei nicht anders, wie beim Geld. Dort macht es die Niedrigzinspolitik seit Jahren schwer, Bedeutung und Sinn von Sparen greifbar zu machen und zu verdeutlichen. Da ist es nur logisch, dass es in anderen Bereichen nicht anders ist, wenn keine Erfolge und keine Wirkungen zu sehen sind.  
Dass die Österreicherinnen und Österreicher dennoch immer noch zu den Sparsamen zählen, und das Sparen trotz der niedrigen Zinsen immer noch in hohem Ansehen steht, könnte also eigentlich Hoffnung geben. „Du musst sparen, damit du etwas auf der Seite hast, wenn du etwas brauchst“, bekommt nach wie vor jeder und jede in diesem Land quasi mit der Muttermilch eingeflößt, wie dieser Tage ein Kommentator schrieb. Viele, vor allem jene, die hartnäckig am Sparbuch festhalten, nähmen bewusst sogar reale Verluste in Kauf. „Es ist ihnen wichtiger, für den Fall des Falles über Kapital zu verfügen“.

Die Grundlagen wären also vorhanden, den Sparbegriff zu erweitern und damit auch in anderen Bereichen, zumal in jenen, in denen man sich Sorgen um die Umwelt macht, zu Erfolgen zu kommen. Es ginge nur darum, dort ein ähnliche Bewusstsein und eine ähnliches Überzeugung, wie beim Geld zu erzeugen. 
Am besten so eines, wie es auch am Sparbuch festhalten lässt. Eines, das es wichtiger erscheinen lässt, auf etwas zu verzichten, um für den Fall des Falles vorzusorgen. 
Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 31. Oktober 2019

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