Donnerstag, 20. Februar 2020

Aus der "Bananenrepublik"



"Ich werde meine Stelle als Referentin für den Aufbau von Sozialmärkten in allen burgenländischen Bezirken und der diversen Events wie zum Beispiel 'Burgenländer des Jahres' im Büro des burgenländischen Landeshauptmannes nicht antreten." Schlussendlich kam der Rückzug der Verlobten des burgenländischen Landeshauptmanns Hans-Peter Doskozil doch noch. "Ich verstehe aber auch zum Teil, dass es viele Menschen gibt, die nun glauben, ich hätte diesen Job nur erhalten, weil ich die Verlobte des Landeshauptmanns bin", fügte sie noch an.

Immerhin. Denn allerorten fragte man sich, wie man sich nur so wenig spüren kann, wie der Landeshauptmann aus dem Burgenland und seine Verlobte, und ob ihm sein Wahltriumph gar zu Kopfe gestiegen sei. Geklärt ist die Frage freilich dennoch noch nicht, denn Worte des Einsehens von Doskozil sind nicht überliefert, wie der dürre Satz, mit der er die Entscheidung seiner künftigen Gattin auf Facebook bekanntmachte, belegt. Dort ließ er wissen, dass er ihre Entscheidung "gut nachvollziehen kann". Da war selbst seine bessere Hälfte deutlich klarer.

Aber nicht allein das lässt an Geschick und Gespür des neuen sozialdemokratischen Helden zweifeln. Just an dem Tag, als die Absichten seiner Verlobten bekannt wurden, nahm ausgerechnet er im Zusammenhang mit den Eurofighter-Ermittlungen das Wort "Bananenrepublik" in den Mund -was ihm in einer spotttriefenden Glosse in den "Salzburger Nachrichten" prompt dem Titel "Experte für Bananenrepublik" einbrachte.

Aber es war noch nicht alles, mit dem Doskozil in der vergangenen Woche an der Demolierung seines Rufes arbeitete. Just während sich allen voran seine Partei über vorgebliche "Attacken des Bundeskanzlers auf die Justiz" echauffierte, ließ er wissen, dass er seinerzeit die Anzeige gegen Airbus über das Verteidigungsministerium und nicht über das Justizministerium abgewickelt habe, weil er den Leuten dort nicht zugetraut habe, die Anzeige ordnungsgemäß weiterzuleiten.

"Dosko", wie ihn seine Fans nennen, ist kein Einzelfall. Leute wie ihn gibt es überall. Man denke nur an Strache und wie er seine Frau zu versorgen versuchte, man denke an die zahllosen Politiker rund um die Welt bis hin zu Donald Trump, die ihre Posten ausnutzen, um Familienmitglieder gut unterzubringen. Und es sind bei Gott nicht nur Politiker, die, nach oben gespült von Erfolgen und von Claqueren welcher Art auch immer, jedes Gespür verlieren und jede Verantwortung. Legendär ist der Ausraster des heimischen Fußballhelden Marko Arnautovic bei einer Polizeikontrolle in Wien. "Du hast mir gar nichts zu sagen", soll er damals den Polizisten aus seinem sündteuren Auto heraus angeblafft haben. "Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen. Ich bin etwas Höheres als Du."

Freilich muss man nicht gleich so weit neben die Spur geraten wie der damals noch sehr junge Fußballer. Aber der Grat ist in der Tat oft sehr schmal. Und es ist nachvollziehbar, wenn man sich mit dem Hinweis darauf aus der Affäre zu ziehen versucht, dass es ja kein Nachteil sein darf, die Frau eines Amtsträgers zu sein, wie das etwa bei der Frau von Innenminister Nehammer, die zur Pressesprecherin im Verteidigungsministerium gemacht wurde, der Fall war. Zumal dann, wenn man über die entsprechende Qualifikation verfügt.

Aber einen etwas strengen Geruch hat es allemal. Und es bleibt Verwunderung zurück, dass man nicht erkennen mag, dass klarere Linien die bessere Lösung wären. Oft scheint die Erdung verloren zu gehen, wenn man alle Tage im Licht von Kamerascheinwerfern verbringt und von allen Seiten hofiert und umschmeichelt wird. Manche scheinen regelrecht den Boden unter den Füßen zu verlieren und abzuheben. Gerade oft sind es solche, die sich gerne als die wahren Volksvertreter sehen und ständig im Mund führen, dass sie "einer aus dem Volk" sind und ihre ganze Arbeit nur dem Wohl der Leute dient.

Irgendwann schleicht sich dann die Lüge ein und der Selbstbetrug. Dann findet man, dass man auch auf sich selbst und die seinen und das eigene Wohl schauen kann.

Es muss schwierig sein, diese Grenze zu erkennen. Sonst gäbe es wohl nicht immer wieder solche Ausrutscher, wie jene des "Experten für Bananenrepublik" und vieler anderer auch. Entschuldigung darf das aber freilich keine sein. Alleine schon deswegen, weil man sich dagegen verwahrt, wirklich in einer "Bananenrepublik" leben zu müssen.


Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 20. Februar 2020

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