Dienstag, 18. Februar 2020

Österreichisches ist auch im Gasthaus gefragt



Transgourmet, der wichtigste Lieferant der Gastronomie für Lebensmittel, ortet steigendes Interesse an Herkunft und Haltung von Tieren.

Hans Gmeiner 


Linz. Österreichs Bauernvertreter schossen erst jüngst wieder aus allen Rohren gegen den Lebensmittelhandel. „Preisschlachten schädigen Klima, Bauern und Verarbeiter“, hieß es schlagzeilenträchtig. Beim Handel stößt man damit auf Unverständnis. „Die Vorwürfe sind zu kurz gegriffen“, sagt Thomas Panholzer, Geschäftsführer von Transgourmet Österreich, der als wichtigster Großhändler im Land vor allem eine Branche beliefert, die die Bauern ebenfalls im Visier haben – die Gastronomie. Man habe einen Versorgungsauftrag zu erfüllen, lebe nicht in einem abgeschotteten Land, sondern habe auch Direktimporte als Konkurrenz, sagt Panholzer. Und weil die Bauern ja auch selbst Exporteure sind, müsse man auch Importe hereinlassen.

Den Gastwirten werfen die Bauern vor, viel zu selten deklarieren zu wollen, woher die Produkte kommen, die sie ihren Gästen auftischen. „Fragt man nach, zeigt sich immer noch oft, dass die Eier für den Kaiserschmarren auf der Almhütte aus der Ukraine kommen. Und dass die Wirte damit spekulieren, dass die Gäste angesichts der urigen Einrichtung des Wirtshauses automatisch davon ausgehen, dass das Schnitzel oder der Kalbsbraten aus Österreich kommen“, sagt Hannes Royer vom Verein Land schafft Leben, der sich mit dem österreichischen Handel und Verarbeitern im Hintergrund seit zwei Jahren um mehr Wertschätzung für heimische Lebensmittel bemüht. Der Außer-Haus-Verzehr ist dabei einer der Brennpunkte, geht es doch um sehr viel. Täglich essen laut Royer rund vier Millionen Österreicher außer Haus. 1,8 Millionen davon würden in Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung wie Kantinen oder Krankenhausküchen versorgt.

Auch wenn man sich dort und in der Gastronomie weiter gegen eine Verpflichtung zur Herkunftskennzeichnung wehrt und die Nachfrage nach Billigfleisch vor allem in der Systemgastronomie ungebrochen hoch ist, ortet man bei Transgourmet auch in diesen Sparten einen starken Trend zu heimischen Produkten. „Immer mehr Gastronomen hinterfragen die Herkunft und die Haltungsbedingungen von Nutztieren“, sagt Transgourmet-Chefeinkäufer Manuel Hofer.

Diese Entwicklung schlägt sich auch in den Verkaufszahlen von Transgourmet nieder. Bei Fleisch- und Wurstwaren liegt der Anteil an österreichischen Produkten mittlerweile bei rund 50 Prozent. Rindfleisch kommt zu 70 Prozent aus Österreich. Bei der Eigenmarke, auf die ein Drittel der Verkaufsmenge entfällt, sind es gar 100 Prozent. Bei Geflügel kommt man wegen der zu geringen Produktion in Österreich freilich über einen Anteil von 41 Prozent nicht hinaus. Noch geringer ist der Anteil bei Schweinefleisch, weil es dort vor allem um den Preis geht. „Und die günstigsten Produkte stammen halt meist nicht aus Österreich“, heißt es bei Transgourmet. Insgesamt hat das Unternehmen 2400 Fleisch- und Wurstprodukte im Sortiment und verkauft pro Woche rund 215 Tonnen Fleisch und 107 Tonnen Wurst.

Bei den Anteilen der Produkte aus Österreich gebe es aber noch Luft nach oben. Mehr Unterstützung von der Politik wünscht man sich bei Transgourmet etwa bei der Gemeinschaftsverpflegung im öffentlichen Bereich, sogar Preisuntergrenzen kann man sich vorstellen. Und Hannes Royer versucht die Gastronomen mit einer einfachen Rechnung zu motivieren, mehr Fleisch aus Österreich zu kaufen. „Ein Schnitzel von einem österreichischen Schwein mit AMA-Gütesiegel kostet im Einkauf vielleicht zehn oder zwanzig Cent mehr pro Stück, man kann dafür aber ohne Probleme um 1,50 Euro mehr verlangen und damit die Wertschöpfung wirklich erhöhen.“

Einen Strich durch diese Rechnungen könnten freilich die Personalprobleme in der Gastronomie machen. „Weil die Leute zum Schnitzelpanieren fehlen, greift man immer öfter auf fixfertig panierte Convenience-Schnitzel zurück“, sagt eine Kennerin der Usancen. „Und diese Schnitzel kommen praktisch immer aus dem Ausland.“


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 18. Februar 2020

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